Das gesundheitliche Potential von Wasser und Salz zu nutzen, hat seit der Antike Tradition. Im Meer ist beides als Einheit verbunden. Die Mehrzahl der Menschen verbringt ihren Urlaub gern am Wasser, weil sie sich dort gut erholen kann.

Hippokrates von Kos, medizinischer Vordenker, berichtete schon vor über 2000 Jahren von der Heilkraft des Wassers. Der berühmte „Wasserdoktor“ Pfarrer Sebastian Kneipp aus dem bayerischen Bad Wörishofen entwickelte mit seinen Anwendungen ein Gesamtkonzept, in dem das Element Wasser im Zentrum der Therapie steht.

Hydrotherapie

Das Prinzip der Wasser- oder Hydrotherapie basiert auf den Temperaturreizen, die Wasser über die Haut im Körper auslöst. Kaltes und warmes Wasser erzeugen unterschiedliche Reize, die vom Organismus auch unterschiedlich beantwortet werden.

Bei Wärme entspannt sich die Muskulatur, die Durchblutung wird angeregt. Das steigert die Körpertemperatur, kurbelt den Stoffwechsel an und aktiviert Botenstoffe wie Hormone und Abwehrzellen. Kältereize durch Wasser haben schmerzlindernde und entzündungshemmende Effekte. Dadurch, dass sich die Gefäße zusammenziehen und der Körper entgegenarbeitet, kommt es zu einer ausgeprägten Reiz-Reaktion, die am effektivsten ausfällt, wenn Wärme und Kälte im Wechsel zugeführt werden. Der Körper wird trainiert.

In dem Buch von Prof. Dr. Andreas Michalsen wird beispielsweise von einer Studie berichtet, in der der Rehabilitationsmediziner Christoph Gutenbrunner von der Medizinischen Hochschule Hannover die Blutdruckwerte von Patienten beobachtete, die sich einer Kneippkur unterzogen. Bei Menschen mit erhöhten Ausgangswerten fielen dabei die Werte, während sie bei denen mit zu niedrigen Ausgangswerten anstiegen. Das Reiz- Reaktions-Prinzip hatte die Selbstregulation des Körpers angeregt und eine Normalisierung bei unterschiedlichen Startbedingungen bewirkt, so dass Kreislaufbeschwerden insgesamt zurückgingen. Einen solchen Effekt in beide Richtungen kann ein Medikament nicht herstellen.

Grundlage der Kneipp’schen

Grundlage der Kneipp’schen Wasserheilkunde ist also das Prinzip von Reiz und Reizantwort. Die Haut registriert über Temperaturfühler, auch Thermorezeptoren genannt, den Temperaturreiz. Dieser wird an die Nerven weitergemeldet, von dort ans Rückenmark weitergegeben und gelangt ins Gehirn. Dieses bewirkt dann Effekte wie Änderung des Herzschlags, Steigerung des Wachheitsgrades oder Entspannung.

In der Kneipp’schen Lehre gibt es Anwendungen in Form von Waschungen, Wassertreten, Güssen, Bädern, Inhalationen und Wickeln. Einiges davon ist nur im Rahmen einer Kur möglich, anderes kann auch zu Hause durchgeführt werden.

Ein heißes Fußbad sollte immer die erste Maßnahme bei Schlafstörungen sein. Die Einschlafzeit bei warmen Füßen beträgt im Schnitt zehn Minuten, bei kalten Füßen 25 Minuten wie eine Studie ergab, die von einem Team vom Universitätsspital Basel durchgeführt wurde. Das liegt an der unterschiedlichen Durchblutung der peripheren, also kleinen Blutgefäße, die Einfluss auf Botenstoffe im Körper hat, die erholsames Schlafen ermöglichen.

Der Ganzkörperguss

Für eine Ganzkörperanwendung braucht es nicht mehr als einen Duschkopf, der sich auf einen gebündelten Strahl umstellen lässt. Wunderbar erfrischend ist ein kalter Guss morgens nach dem warmen oder heißen Duschen. Wem es zunächst schwerfällt, das kalte Wasser auf den Beckenbereich zu lenken oder gar noch höher auf Rücken und Gesicht, beginnt mit einem kalten Guss zunächst nur bis zum Knie und arbeitet sich langsam Tag für Tag vor. Der Trainingseffekt stellt sich nach und nach ein.

So geht der Ganzkörperguss: Mit dem rechten Bein außen beginnen, Wasserstrahl über Gesäß und Hüfte zur Innenseite des Beins führen und dann abwärts. Vorgang mit dem linken Bein wiederholen. Wasserstrahl dann von der rechten Hand außen am Arm aufwärts bis zur rechten Schulter führen, kreisen, Wasser vorne wie hinten über die rechte Körperhälfte fließen lassen, anschließend an der Innenseite des rechten Arms wieder abwärts bewegen. Gleichen Vorgang an der linken Hand über den linken Arm usw. wiederholen. Bauch kreisend im Uhrzeigersinn begießen. Kopfguss bis hoch zur Stirn ebenfalls im Uhrzeigersinn kreisend ausführen. Den Abschluss bildet ein Guss über den Rücken. Das gesamte Programm fällt zunächst schwer. Wer sich daran gewöhnt hat, vermisst jedoch erfahrungsgemäß den belebenden Effekt nach einiger Zeit, wenn morgens mal nicht genug Zeit dafür ist.

Salzanwendungen

Die medizinische Wirksamkeit von Sole-Anwendungen als Spülungen, Umschläge oder Bäder ist bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Psoriasis unbestritten. Der Begriff Sole stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet Salz-Wasser-Lösung. Bei Atemwegserkrankungen haben sich Inhalationen mit Sole bewährt, um Schleimhäute zu reinigen, entzündliche Reizungen auf Haut und Schleimhäuten zu verringern und die Regeneration zu fördern.

Gute Maßnahme bei Schnupfen: Nase mit Salzwasser durchspülen; 0,9 g Salz auf 100 Milliliter Wasser. Nasenduschen in Form einer kleinen Kanne erleichtern den Vorgang.

Heilen mit Meerwasser

Die Bezeichnung Thalassotherapie stammt aus dem Griechischen und bedeutet Meerwassertherapie (griechisch: thalassa = Meer). Vor allem das Salz und Spurenelemente wie Jod und Algenbestandteile entfalten therapeutische Wirkungen. Das Wasser wird dafür aus dem Meer gepumpt und erwärmt, damit sich Mineralstoffe in Wannenbädern optimal entfalten können und Blockaden lösen. In einer Kur werden die Anwendungen in der Regel mit Massagen kombiniert. Für zu Hause sind spezielle Badesalze erhältlich.