Da Sanddornbeeren sehr sauer schmecken und zu den Vitamin-C-reichsten nordischen Früchten zählen, werden sie auch als Zitronen des Nordens bezeichnet. Andere Namen der leuchtend orange gefärbten Beerensträucher sind Orangenbeerstrauch, Korallenstrauch und rote Schlehe, auch Weiden- und Audorn, was neben Sanddorn auf ihre Standorte hinweist. Der botanische Gattungsname Hippophaerhamnoides erinnert daran, dass Sanddorn gut für Pferde ist, besonders für ein schönes Fell. Profitieren auch die Reiter oder alle Menschen davon?

Gesüßt werden die Beeren des Sanddornstrauches gerne genutzt, um Konfitüren, Kuchen, Säfte zuzubereiten. In der traditionellen russischen, indischen, tibetischen und chinesischen Medizin ist Sanddorn auch Heilpflanze. Dieser Status blieb ihm im westlichen Europa weitgehend versagt. Sanddorn gehörte eher zu den magischen Pflanzen. Zweige wurden über Türen und Fenstern angebracht, in der Hoffnung, böse Geister fern zu halten. Altes Erfahrungswissen aus anderen Ländern sowie Ergebnisse moderner wissenschaftlicher Forschungen könnten in absehbarer Zeit jedoch dazu führen, Sanddorn offiziell als Heilpflanze anzuerkennen.

Nährstoffe und Fettsäuren

Sanddornbeeren bestehen wie andere Beeren zu über 80 Prozent aus Wasser. Obgleich sie sehr sauer sind, haben sie etwa ebenso viel Zucker – hauptsächlich in Form von Fructose und Glucose – wie Erdbeeren. Es sind ungefähr fünf Gramm auf 100 Gramm Früchte. Der saure Geschmack ist auf die enthaltenen Fruchtsäuren zurückzuführen. Auffallend ist weiterhin der für eine Frucht hohe Öl- bzw. Fettgehalt von sieben auf 100 Gramm. Da bringen es Erdbeeren nur auf 0,3. Der Kaloriengehalt der Sanddornbeeren ist daher mit circa 94 kcal in 100 Gramm Beeren höher.

Im Fruchtfleisch stecken etwa fünf Prozent Öl, in den Sanddornsamen 20. Die Zusammensetzung ist unterschiedlich. Das Samenöl besteht zu je 35 Prozent aus Linolsäure (einer Omega-6-Fettsäure) und Alpha-Linolensäure (einer Omega-3-Fettsäure), was einem interessanten Omega-6-Omega-3-Verhältnis von 1:1 entspricht. Im Fruchtfleisch dominiert mit durchschnittlich 40 Prozent die Palmitoleinsäure, die auch als Omega-7-Fettsäure bezeichnet wird. Gesundheitlich soll sie wie Omega-3 Entzündungsprozesse hemmen und den Kohlenhydratstoffwechsel positiv beeinflussen. Diese Erkenntnisse sind aber noch sehr neu. Sicher ist, dass die enthaltenen fettlöslichen Vitamine K und E aus Sanddornbeeren gut resorbiert werden können.

Vitamine, Mineralstoffe und mehr

In erster Linie sind Sanddornbeeren für ihren außergewöhnlich hohen Vitamin-C-Gehalt bekannt. Zwischen „nur“ 120 und sagenhaften 2.500 Milligramm pro 100 Gramm wurden schon gemessen. Offiziell gelten 450 Milligramm als Durchschnitt. Der Gehalt kann wie auch bei anderen Vitaminen und Mineralstoffen je nach Sorte, Standort, Erntezeitpunkt, Weiterverarbeitung erheblich schwanken. Dennoch in Sanddornbeeren steckt mehr Vitamin C als in Zitronen. Deren Durchschnittsgehalt wird mit 53 Milligramm Vitamin C auf 100 Gramm Frucht angegeben.

B-Vitamine, K und E sind in Sanddornbeeren auch auf jeden Fall drin. Ein Streitpunkt ist B12. Bei pflanzlichen Quellen ist in Bezug auf B12 stets Skepsis geboten. Sanddornbeeren wurden eine Zeit lang als gute Quelle angepriesen. Dann brachte ein Produkttest ein negatives Ergebnis. Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2017 hat wieder ergeben, dass aktives Vitamin B12 gefunden wurde. Es kann also durchaus sein, dass manche Sanddornprodukte Vitamin B12 enthalten. Sicherheitshalber sollte jedoch nicht davon ausgegangen werden. Vielleicht müsste jede Charge untersucht werden.

An Mineralstoffen sind Kupfer, Magnesium, Kalium und Calcium zu nennen, aber nicht
mit überragenden Gehalten. Eher brillieren die leuchtend orangen Beeren neben erstaunlich
hohen Vitamingehalten mit Antioxidantien. Der Carotinoidgehalt ist doppelt so hoch wie bei Karotten – etwa 100 Milligramm pro 100 Gramm Beeren. Außerdem enthalten Sanddornbeeren jede Menge Flavonoide wie Rutin und Quercetin. Diverse Studien haben gezeigt, dass eine höhere Flavonoid-Aufnahme die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs senkt. Breit angelegte Studien zur durchschnittlichen Flavonoidzufuhr beim Menschen fehlen aber noch.

Zweierlei Öle

Mit Sanddornbeeren oder -saft nimmt man natürlich auch etwas vom sanddorneigenen Öl zu sich. Es gibt aber auch Sanddornöl pur, entweder gepresst aus dem Fruchtfleisch oder den Kernen. In beiden Fällen handelt es sich bei Kaltpressung um heilkräftige Öle.

Auf die unterschiedliche Zusammensetzung der Fettsäuren wurde oben schon eingegangen. Zusätzlich hat das Sanddornfruchtfleischöl im Vergleich zum Kernöl beim Carotinoidgehalt die Nase vorn. Das eher gelbe Sanddornkernöl enthält dafür mehr Vitamin K. In der traditionellen Heilkunde anderer Länder kommt Sanddornöl innerlich vor allem bei Problemen mit Schleimhäuten zum Einsatz. In erster Linie aber dient Sanddornöl der Hautgesundheit. Forscher der polnischen Adam Mickiewicz University bescheinigen Sanddornöl gute Reparatureigenschaften und listen 200 bioaktive Substanzen auf, die es enthält. Ob zur Wundheilung, bei Verbrennungen, als Anti-Aging-Mittel oder zur Behandlung chronischer Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis, Sanddornöl darf auf die Haut. Einfach auftragen oder mit anderen Ölen mischen. Erhältlich sind zudem Naturkosmetik-Produkte mit Sanddorn.