Es ist der Geist, der sich den Körper baut, schrieb Friedrich Schiller in Wallensteins Monolog. Der Dichter wusste, wovon er sprach. Von Kindheit an war er körperlich schwach und oftmals krank gewesen. Doch obwohl er von »schwächlicher Natur« war, hatte er sein Studium der Medizin erfolgreich abgeschlossen und war mit seiner Dissertation „Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen und seiner geistigen“ zum Doktor der Medizin promoviert worden.

Wegen politischer Auseinandersetzungen gab er jedoch sein erstes Amt als Regiments-Medicus auf und entschied sich für seine höchste Begabung, die Dichtkunst. Mit seinen Dramen und seiner Philosophie inspirierte er viele Menschen, weit über seinen frühen Tod (im 46. Lebensjahr) hinaus. Da war sein Körper, der wahrscheinlich jahrzehntelang gegen die Infektion mit Tuberkulosebakterien bestanden hatte, völlig erschöpft. Vielleicht hätte Friedrich Schiller mit den Mitteln der modernen Medizin länger leben können. Jedoch wäre eben auch dann wohl der Geist wichtiger als sein Körper gewesen. Dement im Pflegeheim hätte er vermutlich nicht erlöschen wollen.

Die pharmazeutische Industrie und die moderne Medizin leistet mit sehr viel Geld und Aufwand viel für den Körper, aber kaum etwas für den Geist

In unserer Zeit, in unserer Gesellschaft wird aber der Körper, dessen Erhaltung, für wichtiger befunden als der Geist. Zumal die pharmazeutische Industrie und die moderne Medizin mit sehr viel Geld und Aufwand sehr viel für den Körper leisten kann. Aber kaum etwas für den Geist. Manches in der modernen Medizin und auch in der Sozialpolitik handelt sogar gegen den Geist. Daher scheint es inzwischen sogar schon verdächtig, überhaupt doch vom Geist zu sprechen. Da zählt der Körper, und da gilt der Geist entweder als Einbildung oder als kontraproduktiv. Gleichzeitig sind aber immer mehr Menschen von Demenz betroffen. Wobei die wörtliche Bedeutung von Demenz ist: ohne Geist sein.

Ohnehin wird heute nicht mehr gern von Geist und Seele gesprochen, sondern objektiver klingend, von der Psyche. Aber auch das Wirken der Psyche – als Zutun oder Abtun bei Krankheiten ist in der körperorientierten Medizin nicht so gern gesehen – und in Doppelblindstudien herausgerechnet.

Immer mehr Menschen leiden an Ängsten, Depressionen und Zwangskrankheiten –
mit wachsendem Wohlstand, äußerer Sicherheit und Überfluss treten psychische Störungen sogar häufiger auf

Trotzdem kann auch die erfolgreichste Medizin des Körpers nicht leugnen, dass es immer mehr Menschen seelisch schlecht geht obgleich deren Körper maximal behandelt wurde. Tatsächlich nahm die Häufigkeit und Schwere psychischer Probleme noch weiter zu als die Häufigkeit von Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen. Immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft leiden an Ängsten, Depressionen und Zwangskrankheiten: An psychischen Störungen. Studien zeigen, dass Depressionen und Ängste mit wachsendem Wohlstand, äußerer Sicherheit und Überfluss keineswegs schwinden, sondern häufiger werden.

Heilung kann nur dann entstehen, wenn die Seele mitwirkt

Wahrscheinlich werden auch etliche körperliche Störungen und Erkrankungen des Menschen von der Psyche mitbewirkt und beeinflusst. Ganzheitlich achtsame und behandelnde Ärzte und Therapeuten haben das stets gewusst – und positives Seelenwirken gefördert. Den Zusammenhang zwischen Seele und Körper einzusehen, fällt aber manchen Kranken sehr schwer. Zumal die moderne Medizin den kranken Körper auch ohne Mitwirken der Seele und der Natur hoch effektiv behandeln kann. Heilung jedoch entsteht so nicht. Heilung kann, falls überhaupt, nur dann entstehen, wenn die Seele mitwirkt.

Allerdings scheint manche notleidende Seele die Behandlung und die Genesung des Körpers sogar zu blockieren. Dabei wird dieses Blockieren, das von der Seele ausgeht, Angehörigen, Freunden und Therapeuten eher bewusst als den Betroffenen selber. Deren Aussage, manchmal mit leicht triumphierendem Unterton vorgetragen, ist dann: »Das hilft mir nicht!« oder »Das vertrage ich nicht!« Selbstverständlich kann unzureichende Wirkung oder Unverträglichkeit körperliche Gründe haben, oder auf insuffiziente Behandlung zurückzuführen sein.

Unzureichende Wirkung oder Unverträglichkeit kann aber auch von der Seele geprägt sein. In diesem Fall wird auch bei Wechsel und Intensivierung der Therapie wieder die Botschaft sein: »Das hilft mir nicht!« oder/und: »Das vertrage ich nicht!« und »Das bekommt mir nicht!« Hier sollte vorbehaltslos und respektvoll geklärt werden, ob die Wirkungslosigkeit bzw. die Unverträglichkeit sorgfältig durchgeführter Therapie vielleicht auch seelisch mitbedingt sein könnte. So könnte auch erklärbar werden, warum immer mehr Menschen in unserer Zeit auch bewährte Naturstoffe nicht mehr vertragen, die für unsere Vorfahren lebenswichtig und stets gut verträglich waren. Die Klärung psychosomatischer Genese erfordert Achtsamkeit, Offenheit, Respekt und beiderseitiges Vertrauen von Patient und Arzt. Gewiss ist nicht »alles psychisch«, wie manchmal gesagt wird. Aber ohne das Mitwirken der Seele kann keine Heilung entstehen.

»Willst du den Körper heilen, musst du zuerst die Seele heilen«

Dieser Rat des Philosophen Platon aus dem dritten Jahrhundert vor Christus kann selbstverständlich in den Intensivstationen, Operationssälen und Herzkatheterlaboratorien unserer Zeit keine Handlungsanweisung mehr sein. Aber manche Behandlungsnotwendigkeit wäre bei optimaler Prävention vermeidbar gewesen. In der Prävention aber auch in der Therapie sämtlicher chronischer Erkrankungen ist Platons Rat wichtiger als zuvor. Aber wie geht das: die Seele heilen? Bei anhaltenden seelischen Störungen wird Psychotherapie erforderlich und oftmals hilfreich sein, dazu gibt es ganz unterschiedliche Therapieschulen und Methoden, von der Psychoanalyse bis zur Verhaltenstherapie.

Logotherapie

In der Praxis hat sich mir die Logotherapie, die von Victor E. Frankl entwickelt wurde, besonders bewährt – samt Einsatz paradoxer Interventionen (»Symptomverschreibung « nach V. Frankl und P. Watzlawick). Dazu sind auch für Patienten die Bücher von Victor Frankl: Ärztliche Seelsorge, sowie Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn und von Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücklichsein sowie Lösungen empfehlenswert. Ganz einfache Hinweise zur seelischen Gesundheit können Sie in der Ausgabe 5/2016 (Nr. 10) von reformleben finden.

Natürliche Pflanzenstoffe

Aus ganzheitlicher Einsicht wirkt die Seele auf den Körper – und der Körper auf die Seele. tweder positiv oder negativ. Eine positive körperliche Wirkung für die Seele wird auch mit der kontinuierlicher Aufnahme bewährter Naturstoffe erreicht: mit Alphalinolensäure aus gutem Leinöl, mit Safran/Rhodiola, mit Epigallocatechingallat aus hochwertigem Grüntee und mit hochbioverfügbarem Curcumin.

Damit werden Entzündungen in unseren Nervenzellen (die Grundfaktor von Demenz ist) »gelöscht«. BDNF ist das Protein, dass die Regeneration unserer Nerven- und Gehirnzellen fördert. Bei Patienten, die an Depressionen, Burnout und Gedächtnisstörungen leiden finden sich regelmäßig niedrige BDNF-Spiegel, die mit einer Schrumpfung der Hippocampus- Region im Gehirn korreliert sind. Der Hippocampus ist die Schaltzentrale für das Gedächtnis und damit für alle Hirnfunktionen. Niedrige BDNF-Spiegel wurden auch bei Patienten die an unbewältigtem Stress und Konfl ikten, an posttraumatischen Störungen und an chronischen Schlafstörungen litten, gefunden.

Selbstverständlich können pflanzliche Schutzstoffe keine psychischen Konflikte und Probleme für uns lösen. Das können und müssen wir selber tun. Jedoch können Pflanzenstoffe zur Stimmungsaufhellung und besseren Hirnfunktion und damit zur eigenen Problemlösung sowie zur Bewältigung von Herausforderungen beitragen. In unserer Zeit ist die Seele zahlreichen Verlockungen, Belastungen und Konflikten ausgesetzt. »Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne, und nähme doch Schaden an seiner Seele?«. Diese Frage aus dem Matthäus Evangelium (16/26) ist in unserer Zeit noch wichtiger als vor 2000 Jahren. Jeder Mensch kann – und muss – diese Frage selbst beantworten. Und dazu die Frage: »Willst du wirklich gesund werden?«