Als umfassende Stärkungsmittel sind die Heilpflanzen geeignet,
die den ganzen Organismus kräftigen, nicht nur ein Organ.

In diesem Sinne gehört der Ginseng zu den am besten erforschten Arzneipflanzen. Im Vordergrund steht seine »stressadaptogene « Wirkung. Dies bedeutet, dass Ginseng die Belastbarkeit des Körpers sowie der Psyche spürbar erhöht.

Lange Tradition Die Karriere des Multitalents Ginseng begann vor über 5.000 Jahren. Er stammt aus den bergigen Waldgebieten zwischen dem Süden Koreas und dem Nordosten Chinas. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zählt Ginseng zu den ranghöchsten Heilpflanzen. Diese »königlichen« sollen in erster Linie die Gesundheit erhalten, den Körper kräftigen, die Seele harmonisieren, frei von Nebenwirkungen sein und damit regelmäßig und gern genutzt werden.

Wortherkunft

Das Wort Ginseng basiert auf dem chinesischen »jen« für Mensch und »shen« für Wurzel. Die »Menschenwurzel« gleicht in ihrer Gestalt einem Körper und kann diesem – wie die moderne Wissenschaft bestätigt – in vielerlei Hinsicht Gutes tun. In Europa wurde Ginseng Anfang des 18. Jahrhunderts bekannt. Eine Art Jagd nach dem »Alleskönner« begann. Es wurde versucht, ihn hier vor Ort anzubauen. Das geht auch im Prinzip, doch als die besten Anbaugebiete gelten nach wie vor die Traditionellen in Südostasien. Deshalb wird auf vielen Ginsengpräparaten ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die verarbeiteten Wurzeln dort gewachsen sind.

Aufwändige Erzeugung

Als echter Ginseng gilt Panax ginseng C.A. Meyer. »Panax« ist das lateinische Wort für Allheilmittel. Im wissenschaftlichen Namen der Pflanze steckt weiter der des Botanikers Carl Anton von Meyer (1795 – 1855).

Zur Verwandtschaft gehören der amerikanische und der sibirische Ginseng, auch Eleutherococcus genannt. Gute Ginsengqualitäten zu erzeugen, ist sehr aufwändig. Zuerst werden die Samen zu Setzlingen vorgezogen, die nach circa eineinhalb Jahren in die Beete gepflanzt werden. Dort wachsen sie meist weitere drei bis sechs Jahre, wobei sie zwischendurch umgesetzt werden. Die Kulturen müssen vor übermäßiger Sonneneinstrahlung und Schädlingen geschützt, außerdem nach einem bestimmten System bewässert sowie gedüngt werden.

Die älteren Wurzeln gelten als die besten. Denn je mehr Haar- und Nebenwurzeln ausgebildet werden können, desto größer ist auch der Wirkstoffgehalt. Die gesamte Zeit muss der Landwirt das Risiko tragen, seinen Verdienst zum Beispiel durch ein Unwetter oder Fäulnis zu verlieren. Nach der Ernte kann das gleiche Feld erst nach zehn Jahren wieder mit Ginseng bepflanzt werden.

Weißer oder Roter Ginseng

Wie beim Wein ist neben dem Alter rot oder weiß die Frage. Beim Ginseng gibt es aber nicht zwei Varianten einer Pflanze, sondern zwei Arten der Weiterverarbeitung. Zunächst werden alle Wurzeln behutsam ausgegraben, damit möglichst viele der feinen Wurzelfasern erhalten bleiben. Das nachfolgende Waschen und vorsichtige Bürsten sind auch Handarbeit. Dann trennen sich die Wege von weiß und rot. Weißer Ginseng wird entweder in der Sonne oder in Trocknungsschränken getrocknet. Roter Ginseng dagegen wird mit Wasser gedämpft und anschließend getrocknet. Durch die Wärmeeinwirkung erhält er seine typisch rot-orange Färbung. Darüber hinaus werden Wirkstoffe »aufgeschlossen«, also leichter zugänglich gemacht. Diese Verarbeitungsmethode setzt sich mittlerweile mehr und mehr durch.

Vom Einkauf zum hochwertigen Arzneimittel

Erstklassige Rohstoffe entscheiden über die Güte eines Produkts. Erfahrene Rohstoffhändler wählen die besten Wurzeln aus. Laboranalysen beurteilen, was das menschliche Auge nicht sehen kann. Angeboten wird Ginseng als Nahrungsergänzungs- oder Arzneimittel. In Deutschland müssen Arzneimittel vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte als solche zugelassen werden. Im Rahmen dessen erfolgt anhand genauer Richtlinien eine Beurteilung in Bezug auf Qualität,

Wirksamkeit und Unbedenklichkeit

Gängige Reformhauspräparate gehen über den geforderten Mindestgehalt an Wirkstoffen deutlich hinaus. Es lohnt sich, auf Arzneimittelqualität zu achten und genau die Packung zu lesen, bevor ein Produkt in den Einkaufswagen gelegt wird. Fragen dazu kann das Fachpersonal im Reformhaus beantworten.

Mit der Kraft der Wurzel

Als Arzneimittel zugelassen ist Ginseng in Deutschland zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühl sowie nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit. Entscheidend ist dabei seine adaptogene Wirkung. Der Begriff geht auf das lateinische Wort »adaptare« (anpassen) zurück. Das Heilmittel passt sich dem Gesundheitszustand des Menschen an. Biologisch lässt sich das so erklären, dass die Ginsengwurzel ein Gemisch an Wirkstoffen enthält. Als Hauptwirkstoffe werden die Ginsenoside eingestuft, von denen mittlerweile mehr als 30 verschiedene identifiziert wurden. Begleitet werden sie von weiteren wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffen wie ätherisches Öl und Phytosterole. Je nach körperlicher Verfassung dessen, der sie einnimmt, wirken die einzelnen Inhaltsstoffe mehr oder weniger. So stärkt und mobilisiert Ginseng zum Beispiel körpereigene Abwehrkräfte, beruhigt aber in Stresssituationen.