Obgleich sich die meisten Menschen wenig nachhaltig verhalten, ist individuelle, eigene Lebensverlängerung ein Hauptanliegen vieler. Selber erachte ich möglichst lange Gesundheit für sinnvoll, wozu mir das Basisprogramm für längere Gesundheit wichtig ist. Zu diesem Basisprogramm gehört die bevorzugte Energieaufnahme aus Omega-3-Fettsäuren und mittelkettigen, gesättigten Fettsäuren und die weitgehende Reduktion von Kohlenhydraten.

Mitmenschen, die gerne süß oder/und andere kohlenhydratreichen Kost essen, werden hingegen von Medienberichten angetan sein, die mittels derartiger Ernährung eine Lebensverlängerung versprechen. Diese Medien berufen sich auf eine Untersuchung des Charles Perkins Centers (Universität Sidney) die am 30.9.2016 mit der Überschrift:

Researchers discover optimal diet to boost lifeextending hormone (Forscher entdecken optimale Diät zum Antreiben des lebensverlängernden Hormons)

publiziert wurde.

Deren Aussage ist:

Eine Diät, die wenig Proteine (low protein), wenig Fett, aber sehr viele Kohlenhydrate (High Carb) enthält, könne vielleicht (maybe) höchst effektiv für die Stimulation eines Hormons mit potentiell lebensverlängernden und übergewichtsbekämpfenden (obesityfighting) Eigenschaften sein.

Wachstumsfaktor FGF 21

So etwas wird gerne von der einschlägigen Industrie, aber auch gerne von Konsumenten gehört. Ist das nur Populismus, oder ist da was dran? Die Autoren beziehen sich da auf das Hormon FGF 21, dass von der Natur vor Urzeiten entwickelt und von anderen Forschern im Jahr 2005 entdeckt wurde.

FGFs regen die Zellteilung, das Zellwachstum, die Gewebsreparatur aber auch die Vermehrung und die Ausbreitug von Tumorzellen an

Da wurde festgestellt, dass dieses Hormon das Wachstum von Bindegewebszellen stimuliert, weshalb es als Fibroblasten-Wachstums-Faktor (FGF21) bezeichnet wurde. Tatsächlich regen FGFs die Zellteilung, das Zellwachstum, die Gewebsreparatur – aber auch die Vermehrung und die Ausbreitung von Tumorzellen an. Daher ist das gefeierte Hormon ein zweischneidiges Schwert.

Bisher sicher bekannt ist: FGF21 wird in der Leber nach hoher Zufuhr kohlenhydrathaltiger Kost gebildet und mit dem Blutkreislauf ins Gehirn geschickt. Im Fettgewebe stimuliert der Faktor die Aufnahme von Glukose in die Fettzellen und damit deren Zunahme. Und dem Gehirn signalisiert es Sättigung, woraufhin weiteres Verlangen nach Kohlenhydraten, vor allem nach Zucker, gebremst werden sollte.

Sättigungshormon

Aus letzterem Grund wird FGF21 von manchen Wissenschaftlern und Medien als sensationeller Befund gepriesen: als »Sättigungshormon«, das übermäßigen Appetit dämpfen könne. Zugleich wird von diesem Hormon, mit dem das Zellwachstum und die Krebsreparatur sowie die Immunaktivität wahrscheinlich gefördert werden kann, eine lebensverlängernde Wirkung erhofft. Das könnte sich aber als Irrtum erweisen.

Was in Zeiten von Nahrungsmangel lebensbewahrend war, kann jedoch mit permanent überschüssiger, kohlenhydratreicher Nahrung krankheitsfördernd sein

Für unsere Vorfahren, die oftmals nur wenig Nahrung hatten, war FGF21 ein mittelfristig rettendes Hormon. Was in Zeiten von Nahrungsmangel lebensbewahrend war, kann jedoch mit permanent überschüssiger, kohlenhydratreicher Nahrung krankheitsfördernd sein. Zumal die langfristig lebensrettende, lebensverlängernde Wirkung dieses Hormons wegen der potentiell krebsfördernden Wirkung zu bezweifeln ist.

LowCarb-Ernährung

Als ich erstmals von der angeblichen lebensverlängernden Wirkung dieses Wunderhormons gehört hatte, fragte ich mich demütig, ob meine bisherige Empfehlung kohlenhydratreduzierter Ernährung völlig verkehrt war. Selbstverständlich hätte ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser von reformleben meinen derartigen Irrtum sofort eingestanden. Nach sorgfältiger Prüfung aller seriöser Erkenntnisse zu den Wirkungen von FGF21 komme ich jedoch zu dem Schluss, dass hohe Produktionsraten des Wunderhormons wahrscheinlich ungünstig für die Gesundheit und für die Lebensdauer sind.

Deshalb kann ich populistische Empfehlungen wie: „Esst mehr Kohlenhydrate, um mehr FGF21 auszuschütten“ nicht unterschreiben. Hingegen halte ich meine Empfehlung kohlenhydratreduzierter Ernährung, mit der weniger Ausschüttung von FGF21 stimuliert wird, weiterhin aufrecht.