Nicht immer geht alles gut und nicht immer entwickelt sich das Leben nach eigenen Wünschen, eigenem Wollen und eigenem Plan. 

Wie verhalten wir uns dann? Wie reagieren wir? Mit Hadern? Mit Empörung und Fordern von Abhilfe? Oder mit Verzweiflung, mit Angst und mit Depression? Leider wird so manches noch schlimmer.

Aber es gibt einen einfachen Weg aus der Verschlimmerungsspirale. Den Weg zu gehen, scheint vielen Menschen jedoch ungewohnt und bedenklich. Denn der erste Schritt auf diesem Weg besteht darin, die Umstände und auch die eigenen Probleme erstmal so anzunehmen, wie sie gerade sind. Das ist ungewohnt. Wurden wir doch ganz anders erzogen: die Mitmenschen, die Dinge und uns selber und unsere Probleme kritisch zu sehen und zu hinterfragen. Was haben Sie damit erreicht?

Das scheint auch bedenklich. Wurden wir doch zum Widerstand angeleitet und gleichzeitig zum Fordern. „Wer nicht kämpft, hat schon verloren“, war die (fragwürdige) Parole. Kampf auch gegen das Selbst, gegen Gefühle, auch gegen das Mitgefühl. Kampf auch gegen Ängste und Depressionen. Was wurde in dieser Art erreicht?

Akzeptieren gründet auf Achtsamkeit

Achtsamkeit wurde in alten spirituellen Lehren geübt, ist aber in unserer Zeit und in unserer Gesellschaft bei der Mehrheit verkümmert.

In der buddhistischen Philosophie ist die Achtsamkeit von zentraler Bedeutung. Achtsamkeit ist gedankenlose (im eigentlichen Wortsinn), d. h. wertungsfreie Wahrnehmung. Üblicherweise wird nämlich alles, das wir sehen, hören, erfahren, spüren, glauben und denken in unserem Geist automatisch mit einer Bewertung verknüpft, zum Beispiel mit:

  • gefährlich oder ungefährlich
  • schlecht oder gut
  • schmerzhaft oder erträglich
  • unnütz oder nützlich
  • unangenehm oder angenehm
  • unerwünscht oder erwünscht etc

Wobei es gewiss noch mehr Bewertungsarten gibt. Bei sämtlichen Bewertungen nehmen wir aber – entwicklungsgeschichtlich erklärbar – das Negative (auf der linken Seite obiger Attributpaare) intensiver wahr und versuchen das zu meiden, als das Positive. Das ist logisch: ursprünglich schon war die intensive Beachtung des Gefährlichen lebensrettendund die Sorglosigkeit nicht.

Nun wirkt diese – prinzipiell sinnvolle – Einstellung auch in der Bewertung des eigenen Fühlens und eigener Emotionen weiter, vor allem bei Angst, Antriebsstörung, Depression oder Zwangsgedanken: und da ebenfalls abwehrend und bekämpfend, dabei besonders die negativen Aspekte wahrnehmend.

Derartige Abwehr ist aber kaum hilfreich. Meistens wird damit die innere Problematik, das seelische Leiden, sogar noch vermehrt. So entsteht eine andauernde, eskalierende Serie von negativen Rückkopplungen, umgangssprachlich als Teufelskreis bezeichnet. Die Betroffenen leiden, verzweifeln daran und resignieren.

Es gibt aber einen wohl unkonventionellen, ziemlich einfachen Weg, auf dem wir seelisches Leiden verlassen können: den Weg der Achtsamkeit und der Akzeptanz.

Achtsamkeit und Akzeptanz

Das sind allerdings schon zwei Schritte: Achtsamkeit ist einigen von uns aus der buddhistischen Lehre und der Meditationspraxis vertraut, als vorurteilsloses, nicht wertendes Gewahrsein. Vor allem in den USA (deren aktueller Präsident nicht gerade als besonders achtsam bekannt ist) wurden schon von der Mitte des vorigen Jahrhunderts an achtsamkeitsbasierte Therapien zur Lösung von psychischen Problemen sowie zur Bewältigung chronischer Schmerzen, zur Stressreduktion und zur Überwindung des Leidens entwickelt.

Eigenes Denken gelassen betrachten

Achtsamkeit ermöglicht konzentriertes, reines Gewahrsein, unabhängig vom erinnernden, vorstellenden, analysierenden, denkenden, planenden und fantasierenden Bewusstsein. So kann das eigene Denken gelassen betrachtet, statt darin verstrickt zu werden. Man geht, bildlich gesprochen, ein wenig zurück, hinter die Bühne, um das Denken, das Wünschen, das Wollen und Fühlen, auch die Probleme von da aus zu beobachten, statt davon getrieben zu werden. Dieses Klären wird wissenschaftlich als kognitive Defusion bezeichnet, als Auflösen der Verwirrung. Defusion ist der Gegenpol von Konfusion, von Verwirrung. Defusion bezeichnet geistige Klarheit.

Mit dieser Klarheit können wir auch unangenehme Gefühle und Emotionen, Ängste, Depressionen und Zwänge, gelassen ansehen und annehmen, statt sie konfus zu bekämpfen. Gewiss ist nicht alles so, wie wir es für gut und richtig halten und wie wir es wollen. Indem wir aber unsere Probleme, unser Fühlen und auch die Umstände erst mal so sehen und akzeptieren, wie sie gerade sind, werden wir sie effektiver zum Besseren verändern als mit erbittertem Kampf oder Resignation.

Der dritte, darauf folgende Schritt ist achtsames Handeln: lebensförderndes, wohltuendes Wirken und Sein. Achten, akzeptieren und lebensfördernd aktiv werden: könnte das ein befreiendes, gut wirksames Konzept für Sie sein?

Die Akzeptanz-und Commitment-Therapie (Akronym ACT: handle, werde aktiv), deren Impulse meine Arbeit für die Patienten der Praxis sowie für die Leserinnen und Leser von reformleben mit prägen, lehrt das: einfach und wirksam.