Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt den Verzehr von mindestens fünf faustgroßen Portionen Obst und Gemüse pro Tag. Doch gerade im Winter und in Frühjahr schaff en die meisten Menschen diese Menge nicht. Welche Folgen kann ein zu geringer Obst- und Gemüseverzehr haben? Reformleben sprach darüber mit der Ernährungswissenschaftlerin und Expertin für sekundäre Pflanzenstoff e, Dr. rer. nat. Anja Bettina Irmler.

Ist es denn wirklich so schlimm, wenn man nur wenig Obst und Gemüse isst?

Leider ja, denn viele langfristig angelegte Studien haben gezeigt, dass der Obst- und Gemüseverzehr ein ganz wesentlicher Faktor ist, um den Alterungsprozess zu verlangsamen und das Risiko für viele Erkrankungen zu mindern. Mangelnder Obst- und Gemüseverzehr kann mittel- bis langfristig zu gesundheitlichen Problemen wie körperlichem und geistigem Leistungsabfall, Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen führen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat konstatiert, dass ein gesteigerter Verzehr von Obst und Gemüse das Risiko für Krebserkrankungen, Bluthochdruck, koronare Herzkrankheiten und Schlaganfall senken kann. Viele Studien zeigen, dass offenbar auch die Risiken für Demenz, bestimmte Augenkrankheiten wie Makuladegeneration, rheumatische Arthritis, Osteoporose, bestimmte Lungenkrankheiten und Fettleibigkeit gesenkt werden kann, wenn man viel Obst und Gemüse in seinen Speiseplan einbaut.

Was macht Obst und Gemüse eigentlich so gesund?

Es sind natürlich die Ballaststoffe und die vielfältigen Mikronährstoff e im Obst und Gemüse, welche die positiven Wirkungen auf unsere Gesundheit haben. Aber es geht hier nicht nur um die Vitamine, Mineralstoff e und Spurenelemente – die natürlich auch. Einen großen Teil kann man auch über Fleisch, Fisch oder Milch aufnehmen. Entscheidend sind vielmehr die sogenannten „sekundären Pflanzenstoffe“. Diese sind nur in Obst und Gemüse bzw. wie der Name schon sagt, in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten.

Was sind sekundäre Pflanzenstoffe?

Sekundäre Pflanzenstoffe sind Substanzen, mit denen die Pflanze sich gegen widrige Umstände wappnet. Zum Beispiel der rote Farbstoff Lycopin, der die Tomate gegen UV-Strahlen schützt, oder Bitterstoffe wie Glucoraphanin im Brokkoli, die Fressfeinde abschrecken. In zahlreichen Studien hat man herausgefunden, dass diese sekundären Pflanzenstoffe eine positive Wirkung auf die menschliche Gesundheit haben. So haben viele sekundäre Pflanzenstoffe eine antioxidative Wirkung, schützen also unsere Körperzellen vor Schäden durch freie Sauerstoffradikale. Andere Pflanzenstoffe wirken antientzündlich oder können eine Krebsentstehung hemmen. Wieder andere schützen unsere Blutgefäße und können mithelfen, den normalen Cholesterinspiegel aufrecht zu erhalten.

Was raten Sie denen, die aus welchen Gründen auch immer die empfohlene Menge nicht schaffen? Kann man die Ernährungslücke mit Nahrungsergänzungsmitteln schließen?

Bei Nahrungsergänzungsmitteln muss man sehr genau hinschauen. Es bringt zum Beispiel überhaupt nichts, eine Multi-Vitamintablette oder ein einfaches Vitalstoffkonzentrat zu nehmen. Denn es mangelt den Leuten, die zu wenig Obst und Gemüse essen, ja nicht in erster Linie an Vitaminen oder Mineralstoffen – ihnen fehlen vor allem die in Obst und Gemüse vorkommenden sekundären Pflanzenstoffe. Eine Kapsel mit isolierten und synthetisch hergestellten sekundären Pflanzenstoffen hilft ebenfalls nur eingeschränkt, denn sekundären Pflanzenstoffen wirken wie in der Natur im Verbund am effektivsten. Daher spricht man ja auch gern von der Ampel-Wirkung: Es sollten nicht nur Äpfel sondern möglichst viele unterschiedliche Obst- und Gemüsesorten – rote, gelbe und grüne – gegessen werden. Wer die Ernährungslücke im Bereich Obst und Gemüse schließen möchte, sollte ein flüssiges Vitalstoffkonzentrat nehmen, das die sekundären Pflanzenstoffe wie Phenole, Anthocyane oder Carotinoide ganz konkret auf der Verpackung ausweist.