Fein abgestimmte Prozesse sorgen in unserem Körper täglich dafür, dass er trotz Verschleiß und Belastung reibungslos funktioniert. Diese „Regeneration“, wörtlich „Wiederherstellung“, bildet die Basis für anhaltende Gesundheit und Vitalität. Wie gut Ihr Körper das kann, hängt von vielen Lebensumständen ab. Die tragenden Säulen sind gesunder Schlaf, eine ausgewogene Vitalstoffversorgung und auch ausreichend Zeit ohne Nahrungsaufnahme, während der ihr Körper sich dieser wichtigen Arbeit widmen kann.

Während es – wie Sie spätestens seit der letzten Ausgabe (reformleben Nr. 46) wissen – durch Nahrungsergänzung ein Leichtes ist eine optimale Vitamin-D-Versorgung sicherzustellen, stellt das Element „Regeneration“ des Basisprogramms für längere Gesundheit für viele Menschen schon eine größere Herausforderung dar. Stellen Sie sich Ihren Körper wie ein Haus vor, in dem Sie wohnen. Es müssen immer wieder Teile gewartet, repariert oder ersetzt werden. Je vollständiger, gewissenhafter und regelmäßiger das geschieht, desto länger hält es. Mit Ihrer Unterstützung ein Leben lang. Wir sagen Ihnen wie das gelingt.

Intervallfasten – die gesunde Antwort auf den Überfluss

Regeneration findet rund um die Uhr statt, besonders aber wenn der Körper Zeit dafür findet: nachts, wenn wir schlafen und in längeren Essenspausen. Werfen wir zunächst einen Blick auf die Essenspausen. Unser Körper ist auf den Wechsel zwischen Kalorienverbrauch (jagen/sammeln/schlafen) und Kalorienaufnahme (essen) programmiert und da sollten wir in Zeiten von Fast-Food und Völlerei auch wieder hin. In vielen Kulturkreisen gehören regelmäßige Entlastungskuren, das „Fasten“, zum gesunden Leben. Wer regelmäßig verzichtet, gönnt seinem Körper und seinem Geist eine Auszeit. Wissenschaftler wissen heute, dass wir die Nahrungspausen dringend zur Regeneration benötigen.

Die körpereigene „Müllabfuhr“ aktivieren

Das Intervallfasten, z. B. täglich 16 Stunden (über Nacht) fasten und 8 Stunden essen, hat hier neue Möglichkeiten geschaffen. Dauerhaft anwendbar ist es, strenggenommen, kein Fasten mehr. Eher eine gesunde Ernährungsform oder – provokant formuliert – eine Rückkehr zur Normalität. Intervallfasten kombiniert die alltagstaugliche Möglichkeit zur Gewichtskontrolle mit den heilenden Impulsen des Fastens. „Autophagie“, heißt das Schlüsselwort fachsprachlich. Erhält der Körper keine Nahrung, beginnt er bei sich selbst aufzuräumen, zu essen, was an Ballast „rumliegt“. Das hat zwei Vorteile.

Über den Stoffwechselweg der Glukoneogenese produziert er so bei fehlender Nahrungszufuhr aus diversen zurückgelassenen und nicht mehr verwertbaren Verbindungen Zucker für die Energieproduktion und räumt damit gleichzeitig mal so richtig auf. Ausschließlich schadhafte Zellbestandteile werden vertilgt, wie etwa das fehlerhaft gefaltete Eiweiß „Beta-Amyloid“ im Gehirn, das mit der Alzheimer-Erkrankung in Verbindung gebracht wird. Angestoßen wird dieses „Recycling“ durch Moleküle, die bei Blutzuckermangel produziert werden, darunter das Hormon Glukagon und Spermidin, ein Enzym, das auch bekannt ist, Entzündungen zu unterdrücken und die Stressresistenz von Zellen zu erhöhen.

Autophagie – Studienlage

Studien zeigen, dass Autophagie eine wichtige Säule im Schutz vor Alterungsprozessen ist, vor der Verlangsamung des Stoffwechsels, vor nachlassenden Immunfunktionen, vor rigiden Geweben, schlechter Wundheilung, erhöhter Infektionsgefahr und verminderter Regeneration. Alle samt degenerative Prozesse, die zu Bluthochdruck, Herzversagen, Demenz und schwer verlaufenden Infekten führen, zu Bewegungseinschränkungen, Verdauungsproblemen, Schmerzen und Krebsleiden. Störungen in der Autophagie werden mit all diesen Leiden in Verbindung gebracht. Autophagie ist das tägliche „Anti-Aging“ der Evolution. Es kommt in jeder Zelle vor, von der Bäckerhefe bis zum Menschen.

Autophagie
Darstellung des Autophagie-Prozesses in einer tierischen Zelle. Querformat 135 x 120 mm; Grafik: D. Dytert, Redaktion: A. Stober

Besser gewappnet, auch gegen Infekte

Auch der Insulin-Spiegel sinkt beim Intervallfasten täglich für ein paar Stunden, die Konzentration des Blutzuckers regulierenden Hormons. Das beugt nicht nur der Zuckerkrankheit vor. Es schult den Körper auch flexibel zwischen Zucker und Fetten als Energiequelle zu wechseln und uns so durchgehender leistungsfähig und schlanker zu halten. Die entstehenden Ketone aus dem Fettstoffwechsel wirken ergänzend bösartigem Tumorwachstum entgegen, unterstützen die Darmgesundheit und die Immunkompetenz und wir schlafen auch besser, wenn wir nach 18 Uhr nichts mehr essen.

Interessanterweise haben wir bei Infekten weniger Hunger. Nicht nur weil wir uns schlecht fühlen.

Der sogenannte „Fasten Instinkt“ unterstützt die Immunabwehr. Ohne Nahrungsnachschub hungern auch die Bakterien in unserem Blut und regulatorische Mechanismen sorgen für einen stabileren Blutdruck, für mehr entzündungskontrollierendes Cortisol im Blut und für Autophagie, die den Körper bei der Zellsäuberung von Viren und Bakterien unterstützt.

COVID-19 hat uns aufmerksam gemacht. Diabetes und Übergewicht gehören zu den Hauptrisikofaktoren für schwere Verläufe bei den unter 65-Jährigen. Allein Übergewicht schlägt hier mit über 30 Prozent zu Buche. Groß angelegte Studien haben inzwischen gezeigt, dass Intervallfasten zwar nicht unbedingt das Infektionsrisiko senkt, wohl aber das Risiko für schwere Covid-Verläufe und das um um etwa 50 Prozent.

Jungbrunnen Schlaf

Im Schlaf finden, neben der Autophagie, auch Reparatur- und Aufräumarbeiten statt. Eine zweite Ebene der Regeneration. Eine gezielt erhöhte Zellteilung lässt Wunden heilen und hilft beanspruchte Organe gesund zu erhalten, darunter die entgiftenden Nieren, die Leber, die Schleimhäute des Darms, das Herz und die Blutgefäße. Nachts hat der Körper aber auch Kapazitäten, um neue Immun- und Nervenzellen zu bilden oder verbrauchte Stoffwechselenzyme zu ersetzen, den Blutzuckerspiegel wieder ins Gleichgewicht zu bringen und Entzündungen zu bekämpfen. Die Muskeln verbrennen nachts Fett, um Kraft für den nächsten Tag zu sammeln. Das Gehirn sortiert die Eindrücke des Tages. Auch Stress wird nachts abgebaut.

Gesunder Schlaf ist unerlässlich für die Regeneration

Er sorgt für unser tägliches Wohlbefinden, erhält die Leistungsfähigkeit und beugt vielen chronischen Krankheiten vor, darunter dem Diabetes (der Zuckerkrankheit), Herz-Kreislauf-Leiden, Demenz, Übergewicht, chronische Entzündungen und Infekte. Schlaf wird über das Auf- und Ab chemischer Botenstoffe gesteuert. Mit Einsetzen der Dämmerung macht uns das Hormon Melatonin müde und schiebt die Regeneration an. Mit Tagesbeginn sorgt das Hormon Cortisol wieder für Leistungsbereitschaft. Mehrere Zyklen mit Leichtschlaf, Tiefschlaf und Traumphasen (REM-Phasen) folgen dabei aufeinander. In den Tiefschlafphasen überwiegen die körperlichen Regenerationsprozesse. In den Traumphasen verarbeitet das Gehirn das Erlebte und Gelernte. Es erweitert sein Wissen und Entlastet sich. So haben wir nachts auch oft die besten Ideen und sehen morgens klarer. Chronische Schlafstörungen sind ein Risikofaktor für Demenz.

Als gesunder Durchschnitt gelten für einen Erwachsenen 7 bis 8 Stunden täglich. Manchen brauchen nur 6, andere 9. Auch der Rhythmus, „Nachteule“ oder „Früher Vogel“, schwanken individuell. Ausschlaggebend ist, dass sie sich tagsüber erholt fühlen.

Tipp! – Abends auf „Schlafräuber“ verzichten

– Cola, Kaffee, Schwarztee oder Alkohol.
– Fernsehen und PC-Spiele.
– üppige Mahlzeiten
– zu warme, schlecht gelüftete und unruhige Schlafräume.
– Nikotin

und zur Ruhe kommen

– Ein Abendspaziergang und eine Tasse Kräuter-Tee
– kein intensiver Sport abends,
– frische Luft, kühle Temperaturen, Ruhe und eine körpergerechte Matratze mit angenehmer Bettwäsche im Schlafraum
– etwas „Hygge“ im Schlafraum für Augen und Seele
– Schlaf-Tagebuch, manchmal ist es nur der Espresso am Abend
– Kurse zum Stressmanagement oder psychotherapeutische Unterstützung gegen das Sorgenkarussell im Kopf,
– regelmäßige Entspannung ist unerlässlich

Bewahren sie vor allem Ruhe. Nicht jede unruhige Nacht ist eine Schlafstörung. Treten die Probleme nicht über Monate und mehrmals wöchentlich auf, einfach wieder aufstehen, Tee trinken, Lesen, Baden. Irgendwann klappt es schon.

Die besten „Anti-Ager“ unter den Vitalstoffen

Magnesium

Magnesium ist wichtig für die Muskelfunktion und damit auch für die Leistungsfähigkeit. Insgesamt ist es an mehr als 300 Stoffwechselwegen beteiligt. Es wirkt auch der Müdigkeit entgegen, ist wichtig für eine ausbalancierte Psyche, für die Nervenfunktion, die Zellerneuerung und für die Herz- Kreislauf- Funktion, für den Energiestoffwechsel, die Knochendichte, die Regulation des Blutzuckers und zur Vorbeugung von Blutgerinnseln. Durch Magnesiumgaben lassen sich Stressreaktionen, Migräne und Depressionen positiv beeinflussen. Empfohlen werden täglich 5 mg pro kg Körpergewicht, bei erhöhtem Bedarf auch mehr. Der Mikronähstoff kommt breit verteilt in unserer Nahrung vor. Beim Wässern, Blanchieren und Kochen sowie beim Ausmahlen von Getreide geht allerdings viel verloren.

Selen

Selen ist in winzigen Mengen fein über unsere Zellen im Körper verteilt, denn es ist Bestandteil der Glutathionperoxidase. Das Enzym ist das wichtigste körpereigene Schutzsystem gegen Schäden durch aggressive Sauerstoffverbindungen (Freie Radikale). Es schützt die Zellstrukturen und die darin enthaltenen Enzyme und Erbanlagen. Unter einer ausreichenden Selenversorgung kann sich der Körper besser gegen Krebs schützen, gegen degenerative Erkrankungen, wie chronische Entzündungen, gegen Parkinson und Demenz. Pflanzliche Lebensmittel enthalten in unseren Breiten wenig Selen. Die Empfehlung für eine Nahrungsergänzung liegt bei 100 μg täglich.

Coenzym Q10

Coenzym Q10 kommt u.a. in Nüssen, Samen, Avocado, Brokkoli, Sardinen und Mais vor und wir können es in geringen Mengen auch selbst herstellen. Mit zunehmendem Alter geht die Eigenproduktion jedoch zurück und der Bedarf steigt. Eine Nahrungsergänzung von 1 mg pro kg Körpergewicht wird empfohlen, das sind rund 50-100 mg täglich. Als Antioxidans (Radikalfänger) kooperiert Coenzym Q10 mit der Glutathionperoxidase und mit Vitamin C und E im Zellschutz und kann diese auch „recyceln“. Als fettlösliches Antioxidans nimmt es außerdem eine zentrale Rolle in der Energieproduktion des Körpers ein und im Schutz von Zellen und Blutfetten, was Gefäßschäden und Herz-Kreislaufleiden vorbeugt. Organe, denen eine Schlüsselrolle im Stoffwechsel zukommt, sind wegen ihrer hohen Regenerationsleistung auf besonders hohe Coenzym-Q10-Spiegel angewiesen. Dazu zählen das Herz, die Niere und die Leber, die Muskeln und auch die Haut und die Schleimhäute.