Einführung

Wollen Sie sich rundum wohlfühlen und lange gesund bleiben? Dann verlassen Sie sich nicht auf Ihren Arzt. Der mag gut sein, aber Ihre Gesundheit liegt vor allem in Ihrer Hand. In unserer Serie zum Basisprogramm zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihrem Körper täglich geben, was er braucht und vermeiden, was ihn krank macht. So können Sie sogar Ihre biologische Uhr wieder etwas zurückdrehen.

Unser Gesundheitssystem ist auf das Behandeln von Krankheiten zugeschnitten. Es analysiert die Beschwerden und dämpft und bekämpft sie mit Medikamenten und Operationen. Viele Methoden richten mit ihren Nebenwirkungen dabei weitere Schäden an. Die Krankheiten werden verwaltet, während die Ursachen weiter an der Substanz graben. Ein „Perpetuum mobile“, das seit Jahrzehnten prächtig funktioniert, denn der Patient ist der Arztpraxis so ein sicherer Kunde. Den Arzt trifft selten eine Schuld. Seine berufliche Praxis lässt für alles andere wenig Spielraum.

Die Forschung ist bis auf die atomare Ebene von Organen und Strukturen vorgedrungen, hat die biochemischen Prozesse des Stoffwechsels aufgedeckt und Medikamente entwickelt, die Defizite der „Systeme“ wieder gerade rücken. Grandiose Errungenschaften, die keiner schmälern darf, aber die den Blick für das Ganze trüben. Es ist an der Zeit, Altbewährtes mit dem Wissen von heute zu verbinden. Traditionelle Heilpflanzen und Heilmethoden wer- den zunehmend wissenschaftlich untermauert und viele alte „Schätze“ werden dabei wieder- entdeckt. So auch die Prävention, die Gesunderhaltung durch einen gesunden Lebensstil und damit die Eigenverantwortlichkeit des Patienten, die der modernen Medizin im Rausch des Therapie-Fortschritts abhanden- gekommen ist. Wir müssen umdenken!

Unser Gesundheitssystem schützt nicht vor Krankheiten, es bekämpft sie nur

Immer mehr Menschen leiden immer früher unter chronischen Erkrankungen und die meisten davon wären, mit einem gesunden Lebensstil, vermeidbar. Über 80 Prozent der Amerikaner sind per Definition heute „krank“ und wir eifern dem fleißig nach.1 Das heißt, die aktuellen Empfehlungen zur Ernährung und zum Lebensstil und die medizinische Praxis schützen uns nicht vor dem krank werden.
Dafür explodieren durch immer kompliziertere Methoden und immer mehr Kranke die Gesundheitskosten, die wir immer öfter selber tragen müssen.

Die Gesundheitsindustrie trägt weltweit zu 4,4 Prozent aller klimarelevanten CO2-Emissionen bei. Das entspricht einem Äquivalent von 514 Kohlekraftwerken (2 Gigatonnen jährlich). Das Geschäft mit der Gesundheit ist zu einem Industriezweig geworden, so wenig nachhaltig wie die Medizin am Patienten. Wer gesund bleiben will, muss seine Ressourcen pflegen, nicht erst die Symptome im Verschleiß bekämpfen. Wenn jede Bewegung schmerzt oder die „Pumpe“ nicht mehr so will, können wir auch hier nicht tauschen. Die Prävention muss im Zentrum der Medizin stehen.

Selbst handeln statt behandeln lassen

Nehmen Sie Ihre Gesundheit selbst in die Hand. Finden Sie vertrauenswürdige Quellen und etablieren Sie einen gesunden Lebensstil, den Sie, selbsttätig oder auch fachkundig geführt, dauerhaft und mit Freude in Ihren Alltag integrieren können. So einfach.

Leider gibt es kaum ein wissenschaftliches Thema, das so kontrovers diskutiert wird, wie die Ernährung. Die Wissenschaft korrigiert und widerlegt sich unaufhörlich selbst, verwirrt und verunsichert. Die Beratung hat sich in schnelllebigen revidierenden Konzepten verloren. Der Grund: Aussagekräftige Studien sind teuer und die Rolle der Ernährung wird in der Medizin noch immer unterschätzt. Lehre und Praxis stützen sich entsprechend auf die Vergleiche weniger „schwammiger“ Forschungsarbeiten mit viel Spielraum für Interpretation.

Aber lernen wir doch einfach von der Natur! Unser Körper braucht nicht „das eine Superfood“ oder „die eine Therapie“. Er braucht eine möglichst naturbelassene, vollwertige und abwechslungsreiche Mischkost als artgerechte Ernährung. Er braucht Bewegung, frische Luft, körperliche und geistige Auszeiten und psychisches Wohlbefinden. Wer dazu etablierte Heilkräuter in den Alltag integriert, hält sich ergänzend sanft und natürlich im Lot, wo Schräglagen entstehen.

Das Basisprogramm

Das „Basisprogramm“ von Dr. Klaus Mohr gibt Ihnen dazu Ihren individuellen Leitfaden an die Hand. Ein Konzept für mehr Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Vitalität bis ins hohe Alter, basierend auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erfahrungen aus der Praxis. Es hilft Defizite zu erkennen und den eigenen Lebensstil möglichst ohne Verzicht anzupassen und es ist einfach. Die Empfehlungen konzentrieren sich auf ausgewählte Themen, denen Sie Aufmerksamkeit schenken sollten. Wir haben sie zwecks Übersicht im Uhrzeigersinn angeordnet. Setzen Sie Ihre eigenen Prioritäten und vor allem setzen Sie sich selbst nicht unter Druck. Bevorzugen Sie kleine Schritte, die Sie durchhalten können. Jede nachhaltige Änderung ist ein Gewinn für Ihre Gesundheit. Wir beginnen in dieser Ausgabe mit der Bedeutung von Sonnenlicht und Vitamin D.

Vitamin D – Das Sonnenvitamin

Vitamine sind lebensnotwendige chemische Verbindungen, die unser Körper nicht selbst herstellen kann. Wir müssen sie mit der Nahrung aufnehmen. Vitamin D beschreibt dabei eine Gruppe fettlöslicher Vitamine und hat eine Sonderstellung: Wir können es zu Anteilen auch selbst in der Haut produzieren. Unter Mitwirkung der UVB-Strahlen des Sonnenlichts bilden wir es dort aus einem Abkömmling des Blutfetts Cholesterin. So entsteht zunächst Provitamin D (Cholecalciferol), das die Leber weiter umbaut und als Calciferol ins Blut abgibt. Die Nieren bilden daraus dann nach Bedarf das aktive Vitamin D3.

Wichtiger Stoffwechselkoordinator

Vitamin D ist ein Steroidhormon, was es so bedeutsam macht. Steroidhormone haben allesamt zentrale Steuerfunktionen im Stoffwechsel. Vitamin D beeinflusst die Spannung der Bewegungsmuskulatur und der glatten Muskulatur von Herz und Blutgefäßen. Es hat bei der Blutgerinnung „seine Finger mit im Spiel“, bei Alterungsprozessen an Zellen und Geweben, bei der Immunabwehr und bei Entzündungen. So wurde Vitamin-D-Mangel
bei Covid-Infektionen mit schweren Verläufen assoziiert.

Man weiß heute, dass Vitamin D über 1000 unterschiedliche Gene und Stoffwechselprozesse in unserem Körper kontrolliert. Seine bekannteste Rolle ist die als „Knochen- und Zahnhärter“. Vitamin D ist wichtig für deren Mineralisierung (Kalzium-Einlagerung).

Weil das fettlösliche Vitamin in Muskeln und Leber gespeichert wird und man so von Vorräten ausging, hat man einen Mangel lange unterschätzt. Tatsächlich aber sind 60 Prozent der Deutschen unterversorgt. Aktuelle Metaanalysen (Studienzusammenfassungen) gehen davon aus, dass pro Jahr allein 30 000 Krebstote durch eine optimale Versorgung verhindert werden könnten.

Vitamin D zumindest in den Wintermonaten ergänzen

Vitamin-D-Defizite ergeben sich hierzulande nicht nur aus dem vermehrten Aufenthalt
in geschlossenen Räumen und Fahrzeugen. In unseren Breiten, nördlich des 37. Brei- tengrades, ist eine ausreichende Vitamin-
D-Produktion in der Haut, aufgrund der unzureichenden Intensität und Dauer der Son- neneinstrahlung, maximal zwischen März und Oktober und bei Aufenthalt im Freien möglich. Im Winter ist die Sonne schwach, selten ohne Wolkendecke und die niedrigen Temperaturen halten uns im Haus oder von Kopf bis Fuß in Wolle und Daunen gehüllt. Naturvölker in ähnlichen Breiten haben keinen Mangel, aber sie leben draußen und essen mehr fetten Fisch, wie Lachs, Makrele oder Hering. Eine gute Nahrungsquelle für Vitamin D, die bei uns selten und bei veganer Kost gar nicht auf dem Tisch ist.

Wer ist besonders gefährdet?

Ein zusätzlicher Risikofaktor ist das Alter. Die Eigenproduktion von Vitamin D in der Haut nimmt mit den Jahren ab und ältere Menschen gehen seltener raus, kleiden sich wärmer und essen oft einseitiger. Auch der Haut-Typ spielt eine Rolle. Je dunkler die Haut, desto weniger Vitamin D wird gebildet, denn das Sonnenschutz-Pigment Melanin, das die Haut dunkel färbt, lässt kaum UV-Licht durch. Bei starker Sonneneinstrahlung verhindert das Hautschäden, ohne die Vitamin-D-Produktion zu begrenzen. Viele Dunkelhäutige leben heute aber in Ländern unserer Breiten, wo ihre Haut zu wenig UVB-Strahlen für die Vitamin-D- Produktion übrig lässt. Schließlich haben auch Veganer ein erhöhtes Risiko, denn sie schließen die bedeutendsten Nahrungsquellen aus.

Wie viel Vitamin D?

Um die Versorgung zu sichern, ist es ratsam, seine Werte regelmäßig kontrollieren zu lassen. Eine Einnahme von täglich 2000 IU (International Units) Vitamin D gilt als sicher und kann bedenkenlos zugeführt werden. Am besten zu den Mahlzeiten, denn das Vitamin ist fettlöslich. Ihr Körper kann es in täglicher Dosis auch am besten verwerten und hat nach 8–12 Wochen seine Speicher wieder voll. Las- sen Sie Ihre Werte nach zwei Monaten nachmessen, um das Optimum zu halten.

In den Medien wird immer wieder über die Gefahr einer Vitamin-D-Überdosierung berichtet. Eine Überdosierung von Vitamin D ist nur unter einer massiv überhöhten Einnahme zu erwarten. Sie kann zu Nierensteinen und zur Nierenverkalkung führen, weil der Körper dann vermehrt Calcium aus der Nahrung aufnimmt und über die Nieren auszuscheiden versucht. Durch Sonneneinwirkung oder Lebensmittel allein und bei Einhaltung der Empfehlungen kann es nicht zu einer Überdosierung kommen.

Co-Faktor Vitamin K2

Bei höheren Gaben von Vitamin D (ab 2.000 IU) empfehlen wir zusätzlich die Nahrungsergänzung mit Vitamin K2 (50μg täglich). Die beiden Vitamine sind Kooperationspartner im Stoffwechsel. Während Vitamin D, vereinfacht gesagt, das knochen- und zahnstabilisierende Mineral Kalzium mobilisiert, sorgt Vitamin K2 für den Einbau an den richtigen Stellen.

Dr. rer. nat. Susanne Schwarzer

1 The Lancet. Health in Trump era. Report. 11. Februar 2021
2 Quelle: https://noharm-europe.org/ClimateFootprintReport