Sanddorn ist bekannt, aber Andorn? Kaum jemand kennt mehr diese alte Heilpflanze. Der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würzburg will dies ändern und hat den Andorn zur Arzneipflanze des Jahres 2018 gewählt.

Traditionelles pflanzliches Arzneimittel

Andorn (Marrubium vulgare), auch Weißer oder Mauer-Andorn ist ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur Behandlung von Erkältungskrankheiten, vor allem Schleimlösung bei Husten, sowie bei Verdauungsbeschwerden wie Blähungen und Völlegefühl. Er wurde bereits in der Antike genutzt. Der legendäre Heilkundige Paracelsus nannte den Andorn im 16. Jh. „Arznei der Lunge“.

Pflanze

Ursprünglich im Mittelmeerraum und Zentralasien zu Hause, gedeiht die halbstrauchige, krautige Pflanze auch in Mitteleuropa. Sie erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 60 Zentimeter. Ihre Stängel sind vierkantig, hohl und filzig behaart, die Blätter an der Unterseite ebenfalls behaart und am Rand gezähnt. Sie werden mit zunehmender Höhe der Pflanze kleiner. Von Juni bis September sitzen kleine weiße Blüten kugelig angeordnet in den Achseln der Blätter.

Anwendung

Die ganze Pflanze wird verarbeitet, wobei die Wirkstoffe vor allem in den Blättern stecken. Es sind Bitterstoffe, hauptsächlich die Substanz Marrubiin. Daneben finden sich Gerbstoffe im Kraut und kleine Mengen ätherisches Öl. Eingesetzt wird Andorn laut Monografie des Committee on Herbal Medicinal Products der European Medicines Agency, also einer EU-Institution, bei Personen über 12 Jahre als Mittel bei erkältungsbedingtem Husten, leichten Verdauungsbeschwerden und zeitweilig auftretender Appetitlosigkeit. Aufgrund der enthaltenen Bitterstoffe fördert Andorn den Gallenfluss. Im Reformhaus ist Andorn als naturreiner Heilpflanzensaft erhältlich.