Eiweiße oder Proteine sind die Substanzen, aus denen Körperzellen, Enzyme und Hormone gemacht sind. Die Synthese ist ein biochemischer Prozess, bei dem in mehreren Schritten aus Aminosäuren mittels in den Genen gespeicherten Informationen Proteine zusammengesetzt werden. Also Eiweiß ist nicht gleich Eiweiß, sondern unterscheidet sich in seiner Struktur je nach spezifischer Aufgabe der gebildeten Zellen und Botenstoffe und je nach Lebewesen. Nahrungseiweiße sind nach dem Bauplan der tierischen oder pflanzlichen Quellen zusammengesetzte Aminosäuren. Diese werden bei der Verdauung aufgeschlüsselt, als Bausteine über die Blutbahnen zu Zielorten im Körper transportiert und nach Bedarf zu neuen Proteinen synthetisiert. Nach derzeitigem Kenntnisstand gibt es 22 proteinogene Aminosäuren, von denen beim Menschen 20 eine Rolle spielen.

Sind alle ausreichend versorgt?

Acht von den 20 für den Menschen wichtigen Aminosäuren gelten als essentiell oder zufuhrnotwendig. Die anderen 12 kann der menschliche Körper selbst bilden. Allerdings ist dies unter bestimmten Bedingungen – zum Beispiel Lebensalter (insbesondere Neugeborene) oder Krankheiten – nicht der Fall. Deshalb wird auch von semi-essentiellen Aminosäuren gesprochen. Das sind die, die essentiell werden, wenn sie der Körper nicht selbst herstellen kann. Muttermilch enthält alle für das Neugeborene zufuhrnotwendigen Stoffe in richtiger Dosierung. Wird andere Nahrung gegeben, muss sie speziell auf die Bedürfnisse der Kleinen ausgerichtet sein. Kuhmilch beispielsweise ist nach den Bedürfnissen eines Kalbes zusammengesetzt.

Je nach Tierart können andere Aminosäuren mehr oder weniger wichtig, essentiell oder nicht-essentiell sein als beim Menschen. Dann sind bestimmte Aminosäuren zu wenig vorhanden oder fehlen gar, die dem menschlichen Körper mit der Nahrung zur Verfügung gestellt werden müssen. Umgekehrt ist ebenso möglich. So können zum Beispiel Katzen weniger Aminosäuren selbst bilden als der Mensch. Essentiell oder nicht essentiell sagt übrigens nichts über die Bedeutung für die Gesundheit aus. Keinesfalls sind die nicht-essentiellen Aminosäuren unwichtig. Deshalb gibt es in den Bereichen Nahrungsergänzung und Therapie auch Präparate, die nicht essentielle Aminosäuren enthalten, um deren Wirkungen sicherzustellen bzw. verstärkt zu nutzen.

Aminosäuren im Überblick

Wachstum, Reparatur und Instandhaltung aller Zellen hängen von Aminosäuren ab. Nach dem Wasser bilden Proteine das Hauptgewicht des Körpers – nicht nur bei Muskelmenschen. Wir stellen die 20 mit ihren Tätigkeitsschwerpunkten vor, die als entscheidend für den menschlichen Körper erkannt wurden. Folgende 8 Aminosäuren sind für den menschlichen Körper auf jeden Fall zufuhrnotwendig:

  • Isoleucin – Hämoglobinbildung, Blutzuckerregulation, Energiebereitstellung, Heilung von Muskelgewebe, Haut, Knochen nach Schädigung, Psyche
  • Leucin – Zusammen mit Isoleucin und Valin Wundheilung von Muskeln, Haut und Knochen, ebenfalls Blutzuckerregulation, Produktion des Wachstumshormons
  • Lysin – Kalzium-Absorption, reguliert Stickstoffgehalt und Triglyzeridwerte im Blut, Kollagenbildung (Bindegewebe, Knorpel); hilft bei der Herstellung von Antikörpern gegen Lippenherpes
  • Methionin – Ausscheidung, Fettverdauung, gut für Haut, Haare, Nägel und gegen Muskelschwäche, Psyche
  • Phenylalanin – Bildung von Noradrenalin, vermittelt Signale zwischen Nervenzellen im Gehirn, sorgt für Aufmerksamkeit und Wachheit, wird auch mit Stimmungsaufhellung und Schmerzlinderung in Zusammenhang gebracht
  • Threonin – Regulation des Proteinhaushalts, Bildung von Kollagen, Elastin und Zahnschmelz, Leberstoffwechsel
  • Tryptophan – Entspannung, Appetitregulation, hilft dem Immunsystem und unterstützt das Wachstum
  • Valin – Muskelstoffwechsel und -koordination, Wundheilung, Ausgeglichenheit Zu den semi-essentiellen zählen:
  • Arginin – stärkt das Immunsystem, Muskelbildung, Ausscheidung, Gewichtsregulation, erhöht Bildung von Spermien
  • Histidin – Hämoglobinbestandteil (Sauerstoffversorgung), Produktion roter und weißer Blutkörperchen, Myelinzellen (umhüllen Nervenzellen), Blutdruckregulation, Schutz vor Strahlenschäden, Entsorgung von Schwermetallen

Mitunter werden in Tabellen auch noch weitere aus der Gruppe der nicht-essentiellen Aminosäuren zu dieser Gruppe genommen.

Nicht-essentielle Aminosäuren:

  • Alanin – Stickstofftransport, Zuckerstoffwechsel, gegen Ansammlung von Toxinen der Muskelzellen, die zwecks Energiegewinnung freigesetzt werden, Immunsystem, Produktion von Antikörpern
  • Asparagin – Botenstoffe und Entgiftung; wird aus Asparaginsäure gebildet
  • Asparaginsäure – Zellneubildung, Wachheit, Leberschutz, Entgiftung, Verteilung von Mineralstoffen im Körper
  • Cystein – Schutz vor toxischen Stoffen, gegen Arterienverhärtung, Wundheilung, Fettverbrennung und Muskelbildung, Haut und Haare (bestehen zu gut 10 Prozent aus dieser Aminosäure)
  • Glutamin – das in den Muskeln am häufigsten vorhandene Protein, Hirnaktivität, Verdauung
  • Glutaminsäure – erregender Neurotransmitter im zentralen Nervensystem, Hirn und Rückenmark, Zucker- und Fettstoffwechsel, Kaliumtransport
  • Glycin – Glukosespeicher und -freisetzung, Wundheilung
  • Prolin – Kollagenbildung und -erhalt, Bindegewebe, Sehnen, Gelenke, Muskeln
  • Serin – Fettstoffwechsel, Muskelaufbau, Immunsystem, Nervenfasern
  • Tyrosin – Stimmungsaufheller, Melaninproduktion, Funktion der Schilddrüse und der Nebennieren

Es wurden weitere Funktionen erkannt, die hier aus Platzgründen nicht alle aufgezählt werden können. Andererseits zeigen Überschneidungen, dass alles mit allem irgendwie zusammenhängt, um Leben und Überleben zu ermöglichen. Die 20 Aminosäuren sind Bausteine für Eiweiße, die beliebig kombiniert werden können. Dadurch verfügt jede Eiweißart über spezifische Eigenschaften.

Optimale Proteinversorgung

Wie viel Eiweiß ein Mensch täglich zu sich nehmen soll, wird in der Ernährungswissenschaft nach wie vor diskutiert. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Das sind etwa zehn Prozent des täglichen Energiebedarfs. Eine sicherere Umwandlung von Nahrungsprotein in körpereigenes Protein wird jedoch mit 15 Prozent erreicht. Das gilt insbesondere bei knapper Energiezufuhr, wenn eine Gewichtsabnahme erwünscht ist. Der Körper kann Eiweiß als Energiequelle nutzen, also „verheizen“ und tut dies, wenn nichts anderes da ist oder bestimmte Aminosäuren fehlen, so dass für den Aufbau von körpereigenem Eiweiß Bausteine fehlen. Zur Energiegewinnung nutzt der Körper ansonsten lieber Kohlenhydrate und Fette. Eiweiß ist in fast allen Lebensmitteln enthalten.

Eiweiß-Quellen

Vor allem Lebensmittel tierischen Ursprungs wie Ei, Milch, Milchprodukte, Fleisch und Fisch sind eiweißreich. Eiweiß steckt auch in Hülsenfrüchten, Getreide, getreideartigen Pflanzen (Amaranth, Buchweizen, Quinoa), Nüssen und Samen. Ist von Eiweißwertigkeit die Rede, steht das tierische im Vordergrund, weil es vom Körper leichter aufgenommen werden kann und mehr essentielle Bausteine gleichzeitig enthält. Star ist in dieser Hinsicht das Ei. Die Kehrseite sind gesättigte Fettsäuren und Cholesterin. Da punkten die pflanzlichen Eiweiße. Durch Kombinieren von Hülsenfrüchten und Getreide kann nicht nur eine vegetarische, sondern auch eine vegane Ernährung die Eiweißversorgung gewährleisten; mehr dazu in unserem Buchtipp.