In unserer Zeit werden Bakterien hauptsächlich als Krankheitserreger angesehen, die es zu bekämpfen gilt. Für manche »spezialisierte« Bakterienarten trifft das auch zu. Im Vergleich mit der weitaus höheren Zahl von apathogenen Bakterienarten, die auf der Erde, in der Erde und auch mit dem Menschen, auf der Haut und vor allem im Darm leben sind die spezifischen Krankheitserreger, zum Beispiel von Wundstarrkrampf, Diphtherie, Tuberkulose, Keuchhusten, Lungenentzündung und Meningitis, eine kleine aber gefährliche Fraktion.

Wenn der Organismus wehrlos von diesen Erregern befallen wird, können lebensgefährliche Krankheiten entstehen. Sorgfältig durchgeführte Impfungen, die dem Immunsystem vor einer eventuellen Infektion die erforderlichen Informationen zur Abwehr dieser Erreger liefern, können vor diesen Krankheiten schützen. Von gefährlichen Bakterien verursachte Krankheiten immunologisch zu verhindern, ist wohl sinnvoller und besser wirksam als der notfalls erforderliche Einsatz von Antibiotika. Daher bin ich kein fundamentalistischer Impfgegner, zumal ich in über dreißigjähriger Praxis glücklicherweise keinen Impfschaden hatte, wahrscheinlich aber zum Verhindern manch schwerer Krankheit beitragen konnte.

Resistente Keime

Ohnehin werden immer mehr krankheitserregende Bakterien, die vor allem in Krankenhäusern heimisch sind, resistent gegen Antibiotika. Da sind die »Wunderwaffen« gegen Infektionen, die seit ungefähr 70 Jahren, seit der Entdeckung von Penicillin, oft großzügig eingesetzt werden, gegen manche Bakterienstämme schon stumpf geworden. Diese Bakterien haben durch Informationsaustausch (Übertragung von Plasmiden) schnell gelernt, sich vor den Antibiotika zu schützen. Zwar sind für Menschen, deren Mikrobiom in gutem Zustand ist, zum Beispiel durch Anwendung von Pre- und Probiotika, multiresistente Bakterien nicht gefährlicher als die normalen antibiotikasensiblen Stämme.

Aber für Patienten die auf die moderne Intensivmedizin mit dem Einsatz von Antibiotika angewiesen sind, ist der Befall mit antibiotikaresistenten Bakterien ein zusätzliches Problem. Zum Entstehen dieses Problems hat nicht nur die moderne Medizin, sondern auch der häufige Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung beigetragen. Die Medizin versucht nun mit verschärften Hygienemaßnahmen gegenzusteuern. Was gewiss nicht verkehrt ist. Allerdings werden dabei Antiseptika eingesetzt, die auf der damit desinfizierten Haut kurzfristig nahezu die gesamte Bakterienflora abtöten. Da muss gefragt werden: was wächst danach, nach diesem Bakterien Overkill, auf unserer Haut? Werden das nötige, gesundheitsschützende Arten sein oder – wahrscheinlicher – die hart gesottenen Krankheitserreger? Wird daher nicht nur Nutzen, sondern auch neuer Schaden angerichtet?

Zusammenleben oder Hygiene Overkill

Es ist an der Zeit, unser Zusammenleben mit freundlichen Bakterienarten aufgrund neuester Erkenntnisse auszubauen. Immerhin waren Bakterien schon lange vor den Menschen auf der Erde. Und auch im Buch Genesis, in der Schöpfungsgeschichte, steht, der Mensch sei aus Erde bestehend (Erde bist du…). Wobei fruchtbare Erde je Gramm ein paar Millionen Bakterien enthält. Die meisten Erdbakterien (Humusbildner) sind förderlich für das Gedeihen der Pflanzen und schon deshalb auch für unsere Gesundheit.

Zudem nehmen wir mit pflanzlicher Rohkost, vor allem mit Wurzelgemüse – auch nach gründlichem Abwaschen – stets Erdbakterien auf. Die bei intaktem Immunsystem sogar gut für die Gesundheit sind. Wahrscheinlich kommt die gesundheitsfördernde Wirkung pflanzlicher Rohkost aus Bioanbau auch aus der Aufnahme von Erdbakterien zusammen mit den sekundären Pflanzenstoffen.

Patienten mit sehr schwachem Immunsystem, während Therapie oder Bestrahlung, muss aber von pflanzlicher Rohkost abgeraten werden. Eine Alternative kann da die Zufuhr sicherer apathogener Probiotika sein. 

Erdbakterien bilden Abwehrstoffe

Wahrscheinlich frischen Erdbakterien, die wir mit Rohkost aus Bioanbau aufnehmen, alltäglich unsere Darmflora auf. Einige davon können Gallensäuren, die in der Leber gebildet werden, im Darm zu Desoxycholsäure (DCA) umwandeln. Einer Hypothese des tschechischen Biochemikers Bohuslav Vlcek zufolge ist Desoxycholsäure ein Urstoff, der chronische Entzündungen, Viren und Krebszellen in Schach hält. Der Forscher hatte entdeckt, dass die DCA Spiegel von Krebskranken extrem niedrig sind. Die DCA-Bildung ist exemplarisch für unser Zusammenleben mit angestammten Bakterienarten.

Schutz vor Viren, Aids, Krebs und chronischen Entzündungen

Der Ausgangsstoff, die Glycocholsäure, wird in unserer Leber gebildet und mit der Gallenflüssigkeit in den Darm sezerniert. Da bilden diese Bakterienarten Glycocholsäure die Desoxycholsäure (DCA). Der Mensch alleine kann das nicht. Über die erforderlichen Enzyme verfügen nur diese Bakterienarten. Die aber selbst keine Glycocholsäure bilden können. Daher kann die DCA nur im Zusammenwirken von Mensch und Bakterien entstehen. DCA ist ein Antagonist des Stresshormons Cortisol. Bohuslav Vlcek war aufgrund einer Vielzahl übereinstimmender Befunde zu dem Ergebnis gekommen, dass DCA vor Virusinfektionen, sogar vor Aids, vor chronischen Entzündungen und vor Krebs schützen kann.

Bezeichnenderweise wurden diese Erkenntnisse mittels eines fragwürdigen Experiments an Ratten (Summerton, 1985) torpediert. Dazu waren den bedauernswerten Versuchstieren rektale Einläufe mit hochgradig krebserregendem Azoxymethan plus DCA (Versuchsgruppe) oder Azoxymethan ohne DCA (Kontrollgruppe) verabreicht worden. Weil sich bei der Kontrollgruppe ohne DCA »nur« 3–9 Tumore pro Ratte fanden – und mit DCA 5–10 Tumore – wurde eine Tumorpromotion durch DCA postuliert. Folglich ist DCA in der EU-Gefahrstoffkennzeichnung als gesundheitsschädlich klassifiziert. Selber empfinde ich derartige Experimente an Tieren als schrecklich und deren Interpretation als äußerst fragwürdig. Zumal in Zell eine Krebswachstums hemmende Wirkung von DCA nachgewiesen worden war.

DCA-Bildung heute beeinträchtigt

Seit es Menschen gibt, haben Erdbakterien, die mit ursprünglicher Nahrung aufgenommen wurden, in deren Darm aus deren Glycocholsäure stets DCA gebildet. Damit waren Krebserkrankungen nicht häufiger, sondern weitaus seltener als in der heutigen Zivilisation. In der die Darmflora – und die DCA Bildung häufig beeinträchtigt ist. Immerhin ist DCA die einzige sekundäre Gallensäure, die in unserem Darm weitestgehend zurück resorbiert wird. Wenn das nicht günstig – oder gar schädlich – für unseren Organismus wäre, hätte sich die Natur etliche tausend Jahre lang doch sehr girrt. Auch von kompetent hergestellten Probiotika ist keine Krebsgefahr zu erwarten, sondern die Verminderung dieser häufigen Gefahr.