Unseren bäuerlichen Vorfahren wäre die Frage, wovon sie weniger essen sollten, frivol erschienen. Reichte doch das Wenige, was sie hatten, das sie gesät und geerntet hatten, für das sie mühsam gearbeitet hatten, oftmals kaum aus, um den nächsten Winter zu überstehen. In Kriegs- und Notzeiten war das noch schwieriger.

Gewiss konnten mit dem Anbau von Getreide – und später auch von Kartoffeln – viele Menschen beständiger ernährt werden. Mit großflächigem Ackerbau, für den ökologisch wichtige Wälder gerodet wurden, und der Agrarrevolution (Einsatz von speziell gezüchteten Pflanzenarten, von riesigen motorisierten Maschinen, von Bewässerung, von Kunstdünger, von chemischem Nutzpflanzenschutz) wuchs die Nahrungsproduktion. Trotzdem gibt es global, in Ländern mit schwacher Wirtschaft und Kaufkraft, viel Hunger und Not. Währenddessen wird in den Wohlstandsländern ein Übermaß an Nahrungsmitteln angeboten und konsumiert. Obgleich in anderen Regionen viele Menschen hungern und Not leiden, wird ein Teil der globalen Nahrungsproduktion noch für die ethisch und ökologisch belastende, grausame Massentierhaltung und -schlachtung missbraucht: für luxuriösen Fleischkonsum.

Nachhaltige Landwirtschaft

Mit der Landwirtschaft, der Not und der Ernährungsweise unserer Vorfahren gibt es da kaum noch Übereinstimmungen. Und nicht mit der Lebensreform, deren Kernprinzip die Gesundheit sowie die Selbstverantwortung mit vegetabiler Nahrung und Naturheilkunde ist. Achtsamerweise entscheiden sich heute in den Industrie- und Wohlstandsländern immer mehr Menschen für die vegetarische oder vegane Lebensweise. Pflanzen aus Bio-Anbau enthalten ausreichende Mengen an Proteinen (Aminosäuren), Ölen und Kohlenhydraten. Der Bedarf an essenziellen Aminosäuren kann mit bewusster, sorgfältiger Auswahl und kombinierter Zufuhr von Hülsenfrüchten, Getreide, Nüssen, Gemüsen und Früchten gedeckt werden.

Gleichzeitig werden mit diesen Nahrungspflanzen relativ hohe Anteile von Kohlenhydraten zugeführt. Daher ist die vegetarische und mehr noch die vegane Kost – um genügend essenzielle Aminosäuren beziehen zu können – ziemlich reich an Kohlenhydraten. Der Anteil von Ölen (Fetten) in diesen Pflanzenarten ist – außer in Sojabohnen und Nüssen – weitaus geringer. Geringer auch als in der ursprünglichen Nahrung der Menschheit. Jahrzehntelang – angesichts der wachsenden Zahl von übergewichtigen Menschen in den Wohlstandsländern und der Zunahme von Zivilisationskrankheiten – wurde ohnehin auch offiziell empfohlen, weniger fettreiche Nahrung zu essen. Weil Öle und Fette pro Gewichtseinheit gut doppelt so viel Energie (Kilokalorien) enthalten und liefern.

Hoher Anteil an Kohlenhydraten bei pflanzlicher Kost

Seitdem wurde jedoch klar, dass ein sehr niedriger Anteil von Ölen in der Nahrung, bzw. ein sehr hoher Anteil von Kohlenhydraten, ungünstig für die Gesundheit ist – und das Entstehen von Zivilisationskrankheiten begünstigt. Einerseits wirkt da die Belastung des Stoffwechsels, der Körperzellen und der Mitochondrien durch die Überflutung mit Kohlenhydraten ungünstig. Genauso ungünstig ist der relative Mangel an essenziellen Omega-3-Fettsäuren.

In unserer Zeit gibt es sehr viele Zivilisationskrankheiten Autoimmunerkrankungen Demenz Krebs Morbus Parkinson sowie chronische Entzündungen – der Arterienwände (Arteriosklerose) – der Gelenke – der Bronchien (Lunge) – der peripheren Nerven (Neuropathien) – der Nieren – im Zentralnervensystem (Gehirn) Wahrscheinlich ist die übermäßige Zufuhr von Kohlenhydraten einerseits und andererseits die unzureichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren am Entstehen und Fortschreiten zahlreicher Zivilisationskrankheiten wesentlich beteiligt. Wer diese Relation mit bewusster, sorgfältig ausgewählter Ernährung umkehrt, kann wahrscheinlich längere und bessere Gesundheit erwirken. Mit dem Meiden unnötiger Kohlenhydrataufnahme (raffinierte Kohlenhydrate, Konditorwaren, Süßigkeiten, Weißmehlgebäck, Zucker) einerseits und dem bewussten Bevorzugen von Pflanzenölen, vor allem Leinöl, Kokosöl, Olivenöl, zur Energieversorgung ist das möglich. Das gilt auch für die vegane Ernährungsweise, die noch besser und gesünder nicht allzu kohlenhydratbetont sein sollte.

Weniger verarbeitete Kohlenhydrate, mehr gesunde Fette

Gewiss wirken die Kohlenhydrate aus vegetabiler Kost, aus Früchten, Gemüsen und Vollkorngetreide, milder, d.h. allmählicher als raffinierte Zucker – aber letztlich, im Stoffwechsel, doch als Glukose und Fructose. Selbstverständlich, aus eigener Überzeugung, rate ich damit nicht von der bevorzugten Ernährung mit Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und falls verträglich Vollkorngetreide ab, nicht von veganer Ernährungsweise, nicht vom Vegansein. Dabei nehme ich an, dass die Vegan Society (1944 von Donald Watson gegründet – über die Vegetarian Society hinaus) nicht nur ethisch herausragend ist, sondern auch offen für wissenschaftliche Erkenntnisse zur Gesundheit.

Aufgrund neuer Erkenntnisse kann empfohlen werden (s.o.), nicht nur in der Zivilisationskost, sondern auch in der vegetarischen und veganen Kost den Anteil der Kohlenhydrate (vor allem raffinierten Zucker und Weißmehlprodukte) zu reduzieren und im Gegenzug den Anteil von Pflanzenölen (s.o.) zu erhöhen. Hier ist jedoch anzumerken: Diese Empfehlung erfolgt nach eigenem Wissen und bestem Gewissen – ohne Anspruch auf letztgültige Wahrheit. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt die Reduktion der Fettzufuhr.

Ketogene Ernährung

Selbstverständlich bleibt es Ihnen überlassen, was und wie viel Sie von vorhandener Nahrung essen. Eine weitere neuartige Ernährungsweise, die vor allem für Menschen, die krebskrank oder -gefährdet sind, hilfreich sein könnte, ist die ketogene Diät, die auch vegetarisch oder vegan bewusst gelebt werden kann.