Unsauber und nicht gesellschaftsfähig im Gespräch führt unser Darm ein Schattendasein und mit ihm die „Darmflora“, eine Ansammlung gutartiger Mikroben, die weit mehr leistet als nur Verdauungshilfe.

Ob Torte, Tablette oder Tomate, alles was wir schlucken hat eine Reise von zwei bis drei Tagen durch dunkle Gänge, Säurebäder und zersetzende Enzyme vor sich – den „Verdauungstrakt“. Verdauung ist die Hauptmission des Darms: Die Nahrung wird zerkaut und mit Speichel zu einem gleitfähigen Brei verarbeitet, der im Säurebad des Magens grob zersetzt und von mitgereisten Keimen befreit wird, bevor er im Dünndarm auf die Verdauungsenzyme trifft.

Diese zerlegen alles in Grundbausteine und die Darmschleimhaut übergibt diese „Nährstoffe“ an unser Blut. So gewinnen wir Eiweiße, die uns als Baustoffe dienen, Kohlenhydrate und Fette, aus denen wir Energie schöpfen und Vitamine und Mineralstoffe, die für einen reibungslosen Ablauf unserer Stoffwechselprozesse sorgen.

Der Dickdarm recycelt aus den verbleibenden Resten die Flüssigkeit und schiebt alles weiter zur Ausscheidung in den Enddarm, wo ein kräftiger Schließmuskel den „Stuhlgang“ reguliert. Mission erfüllt. Doch der Darm leistet weit mehr.

Zentrale der Immunabwehr

Um den Aufgaben der Verdauung gerecht zu werden, ist das Innere der Darmwand durch Millionen Ausstülpungen, die Zotten, auf eine Oberfläche von rund 400 Quadratmeter aufgefaltet, fast so groß, wie zwei Tennisplätze. Damit ist der Darm unsere größte Kontaktfläche zur Außenwelt. Rund 30 Tonnen Speisen und 50.000 Liter Flüssigkeit passieren hier in einem Leben und mit dabei sind kiloweise Schadstoffe, Viren, Pilze und Bakterien. Der Darm muss so nicht nur zwischen brauchbar und unbrauchbar entscheiden, auch zwischen Gut und Böse. Zur Unterstützung sitzen hier fast 80 Prozent aller Immunzellen des Körpers. Organisiert zu einem dichten Netzwerk umschließen sie den Verdauungstrakt und bauen einehochspezialisierte Abwehr gegen alles auf, was schädlich ist und in den Körper einzudringen versucht. Wer den „Feind“ einmal getroffen hat, patrouilliert ein Leben lang. Ein immunologisches „Gedächtnis“. Kein Erreger erhält eine zweite Chance.

Bakterien halten uns gesund

Rund hundert Billionen Bakterien tummeln sich außerdem im Darm, mehr als der Mensch Zellen hat. Ein komplexes Ökosystem aus über 1000 verschiedene Spezies, die hier friedlich siedeln und die wir als „Mikrobiom“ oder „Darmflora“ bezeichnen. Lange dachte man, die Kolonie der Winzlinge sei nur Verdauungsassistent. Sie zersetzen für uns Ballaststoffe, die harten Pflanzenfasern aus Obst, Gemüse und Getreide, die wir selbst nicht aufspalten können. Im Gegenzug erhalten sie Kost und Logis. Ein Tauschgeschäft. Doch bei ihrer Arbeit fallen auch Stoffe an, die die Darmschleimhautzellen mit Energie versorgen und die rhythmische Darmbewegung unterstützen. Die Bakterien produzieren Enzyme und Vitamine, sind an der Aufnahme von B-Vitaminen beteiligt, zersetzen Gifte und scheiden Stoffe aus, die Krankheitserreger abwehren und uns vor Darmkrebs schützen.

Was Sie für Ihre Darmgesundheit tun können

  • Vollwertige Mischkost mit viel frischem Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ist die Grundlage einer gesunden Darmflora und Darmschleimhaut und einer gut funktionierenden Verdauung.
  • Schränken Sie Kaffee, Zucker und Alkohol ein.
  • Bewegung regt die Darmtätigkeit an. Gehen Sie möglichst viel zu Fuß, wechseln Sie zwischen Sitzen und Stehen beim Arbeiten und nehmen Sie auch mal das Fahrrad.
  • Viel trinken unterstützt die Produktion der Verdauungssäfte und den Abtransport der Giftstoffe.
  • Darmgesunde Pflanzenstoffe – Pfefferminze wirkt schmerzlindernd und krampflösend, Manna-Feige hält den Stuhl weich, Kümmel, Anis und Fenchel beugen Blähungen und Koliken vor und Curcuma regt die Verdauung an, wirkt keimtötend, schmerzlindernd, entkrampfend und fördert den Gallenfluss. Apotheken und Reformhäuser bieten sie in unterschiedlichsten Zubereitungen an.
  • Probiotika – viele Lebensmittel sind heute mit „probiotischen“ (lebenden) Bakterienkulturen angereichert, die die Darmflora stärken. Wer sicher gehen will, dass die Kulturen auch in ausreichenden Mengen im Darm ankommen, setzt auf geprüfte Probiotika aus der Apotheke und aus Reformhäusern.
  • Gezielte Ballaststoffzufuhr unterstützt die Darmflora. Geeignet sind Indischer Flohsamen, Leinsamen oder Haferkleie oder spezielle Ballaststoff-Präparate (Präbiotika). Zuviel des Guten kann Blähungen und Durchfall auslösen.
  • Synbiotika – sie transportieren eine Extraportion guter Darmbakterien gleich zusammen mit der speziell auf sie zugeschnittenen Form und Menge an Ballaststoffen. Das garantiert gutes Gedeihen ohne Nebenwirkungen. Je nach Zusammensetzung sind Synbiotika (Kombination aus Probiotika und Präbiotika) zur Pflege oder zum Wiederaufbau der Darmflora nach Antibiotika geeignet oder helfen besonder