Beim Stichwort Muskeltraining denken wir meist automatisch an einen dicken Bizeps oder einen wohlgeformten Waschbrettbauch. Beides wollen wir nicht und damit ist das Thema für uns erledigt. Das ist ein fataler Fehler, denn Muskeln sehen nicht nur gut aus: Neben der Bewegung erfüllen sie viele wichtige Funktionen im Körper – und halten uns gesund! Starke, aktive Muskeln können das viel besser als schlaffe, ja manches funktioniert sogar gar nicht, wenn wir unsere Muskeln nicht nutzen.

Was Muskeln alles können

Muskeln sind für unsere Bewegung zuständig, das ist jedem klar. Aber dass dazu auch Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer und Koordination gehören, vielleicht schon nicht mehr. Doch haben Sie einmal darüber nachgedacht, dass die Muskulatur unsere Knochen, Gelenke und Organe schützt und ihnen Stabilität verleiht? Oder daran, dass Muskeln uns wärmen? Wenn wir bei Kälte zittern, ist es die Muskulatur, die daran arbeitet, die Körpertemperatur zu erhöhen, damit wir nicht mehr frieren. Aber Muskeln können noch mehr.

Motor unseres Stoffwechsels

Die Muskulatur verbrennt Zucker und Fette – nur dadurch können wir abnehmen – und stellt die dabei produzierte Energie unserem Organismus zur Verfügung, und zwar Tag und Nacht, also auch wenn wir schlafen. Diese Energie benötigen wir für alle automatisch ablaufenden Funktionen wie Verdauung und Atmung sowie für aktive Prozesse wie Denken und Bewegung. Wer sich regelmäßig bewegt und seine Muskeln arbeiten lässt, hat eine kräftigere Muskulatur, die mehr Energie aus der Nahrung verbrennt. So wird weniger in den Fettzellen gelagert. Daher sind Sportler meist schlanker als Bewegungsmuffel und deswegen hilft Bewegung beim Abnehmen.

Wichtige Botenstoffe nur durch Muskelarbeit

Schon lange ist bekannt, dass Bewegung und Sport bei vielen Krankheiten und psychischen Problemen positiv wirken oder sogar davor schützen. Wie das aber funktioniert, weiß man erst seit gut einem Jahrzehnt: Die Muskeln schütten ab einer gewissen Bewegungsintensität Botenstoffe ins Blut aus, die ähnlich wie Hormone wirken. Nur durch aktive Muskeln werden diese sogenannten Myokine produziert. Sie wandern dann zu verschiedenen inneren Organen und regen deren Arbeit an.

Die Wissenschaft vermutet, dass es etwa 400 Myokine gibt, von denen aber nur ein Bruchteil erforscht ist. Diese gesundheitsfördernden Stoffe können bisher auch nicht synthetisch nachgebildet und als Pille eingenommen werden. Sie kommen also nur in ihren Genuss, wenn Sie Ihre Muskeln fordern!

So trainieren Sie richtig

Ihre Muskeln freuen sich, wenn Sie zwei-, besser dreimal pro Woche gezielt Kraftübungen machen. Dazu können Sie in ein Fitnessstudio oder einen Sportverein gehen und sich anleiten lassen. Sie können aber auch gut zuhause allein trainieren, denn mit dem eigenen Körpergewicht erreichen Sie auch ohne Geräte eine gute Kräftigung der Muskulatur. Dabei helfen die guten, bewährten Klassiker: Kniebeuge, Liegestütz, Seitstütz, Brücke, Bauchpresse (Crunch), Rumpfbeuge (Sit-up).

Als Einsteiger beginnen Sie langsam und mit den einfachen Versionen der Übungen, etwa Liegestütz zunächst an der Wand, bemühen sich aber um eine korrekte Ausführung. So gewöhnen Sie Ihre Muskeln an die neue Belastung. Wenn Ihnen die Übungen leicht fallen, steigern Sie sich und probieren auch andere Übungen aus, damit es Ihrer Muskulatur nicht langweilig wird: Muskeln brauchen Abwechslung! Dabei trainieren Sie immer so oft und so intensiv, dass die letzte Übung Sie richtig anstrengt und es in der Muskulatur brennt. Nur dann wird der Muskel stärker. Unterstützen können Sie die Muskeltätigkeit durch ausgewogene, qualitativ hochwertige Ernährung und genügendes Trinken.

Muskeltraining geht in jedem Alter

Unser Körper erneuert und repariert ständig seine Zellen. Je nach Zellart dauern die Zyklen der Erneuerung unterschiedlich lange. Bei der Muskulatur sind es etwa 15 Jahre. Selbst wenn Sie 80 Jahre alt sind, ist also keine Ihrer Muskelzellen so alt: Alle sind im Prinzip jugendlich! Deswegen können Sie auch in jedem Alter damit anfangen, Ihre Muskeln zu fordern. Sie werden immer davon profitieren, weil Ihnen dann auch alle Alltagsbewegungen sehr viel leichter fallen werden.